Ausgabe: Der Sprachdienst 5/2011

Bedeutung von Behnert

[F] Was versteht man unter einem Behnert? Ein Kollege hat es in Weißenfels als Bezeichnung für einen Korb gehört, wir kennen das Wort aber nicht. Können Sie diese Bedeutung bestätigen?

[A] Behnert ist ein altes Wort, das vorwiegend in Obersachsen üblich ist. Es leitet sich von der Grundform Behner ab und kann auch als Behnerich (vgl. Johann Christoph Adelung, »Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart«, Leipzig 1793, Bd. 1, S. 815; »Pierer’s Universallexikon«, 4. Aufl., 1857–1865, Bd. 2, S. 495) oder Pänert vorkommen. Der Begriff lässt sich auf mehrere Wörter zurückführen: auf das mittellateinische Wort panarium (vgl. Günter Bergmann, »Kleines sächsisches Wörterbuch«, Leipzig 1990, S. 148), das mittelniederländische Wort paender (vgl. »Wörterbuch der obersächsischen Mundarten«, begründet von Theodor Frings und Rudolf Große, unter der Leitung von Gunter Bergmann, Berlin 1994, Bd. 3, S. 333 f.; dort sind auch zwei Abbildungen zu finden), das mittelniederdeutsche Wort paner und das französische Wort panier (vgl. Karl Bruns, »Volkswörter der Provinz Sachsen (Ostteil)«, 2. Aufl., Halle an der Saale 1916, S. 9), die jeweils eine Bezeichnung für ›Brotkorb‹ sind.

Behnert bezeichnet einen runden oder länglichen Korb aus Weidenruten mit einem Querbügel zum Tragen (vgl. Pierer ebd. und Adelung ebd.). Dieser Korb wird verwendet, um Obst oder Gemüse wie z. B. Kartoffeln zu transportieren. Wie uns zugetragen wurde, zeichnet diesen Korb besonders eine Eigenschaft aus: Bei ihm lässt »anders als bei normalen Körben […] der Korbflechter drei oder vier stärkere vertikale Stöcke 3-10 cm unten als Füße herausragen. Dadurch bildet sich keine Staunässe unter dem Korb, im Gegenteil, eine leichte Konvektion hält das Obst trocken.«

Das Wort kann auch humorvoll im übertragenen Sinn für ›Kopf‹ verwendet werden: z. B. Paß uff, wenn ich dir eene vor’n Bähnert knalle! (Leipzig, s. »Wörterbuch der obersächsischen Mundarten«).

Dort finden sich auch Literaturhinweise zur Etymologie und der weiteren Verbreitung des Wortes: Karl Bischoff, »Sprache und Geschichte an der mittleren Elbe und der unteren Saale«, Köln/Graz 1967, S. 191; »Thüringisches Wörterbuch«, auf Grund der von V. Michels begonnenen und H. Hucke fortgeführten Sammlungen bearbeitet unter Leitung von Karl Spangenberg, Berlin 1966–1990, Bd. 4, S. 995 f.; »Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch«, Berlin/Neumünster 1976–1990, Bd. 1, S. 461.

Allerdings ist das Wort kaum noch in Gebrauch.