Ausgabe: Der Sprachdienst 2/2012

Zusammenhang zwischen Goggolori und Genius cucullatus

[F] Haben die beiden Fabelwesen, der bayrische Goggolori und der genius cucullatus, sprachlich einen Zusammenhang? Und gibt es eine Verbindung zum mittelhochdeutschen gokeler?

[A] Wie so oft in Dingen der Sprachgeschichte stochert man bei dem netten Goggolori etwas im Nebel, so niedlich er auch sein mag. Auch ist er interessanterweise in keinem gängigen mythologischen Lexikon verzeichnet.

Die von Ihnen erwähnte Wurzel gokeler ließ sich so nicht im Mittelhochdeutschen finden, allerdings im Luxemburgischen.
Im Mittelhochdeutschen gab es dafür das Substantiv goukelaere für ›Zauberer, Gaukler, Taschenspieler‹. Leider wird in den gängigen mittelhochdeutschen Wörterbüchern keine Herkunft dafür angegeben.

Ein anderer Weg führt zum mittelhochdeutschen gugele, gugel, kugel, kogel, welches bedeutete ›Kapuze, die über den Kopf zu ziehen, die am Rock oder Mantel befestigt ist‹, vgl. Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Stuttgart, 1992. Dass das bayrische Goggolori damit zusammenhängt, lässt sich leider nicht mit Sicherheit sagen.

Gugele leitet sich nun wiederum vom lateinischen cucullus ab, welches die gleiche Bedeutung der Kapuze hat.

Wenn man nun Wikipedia traut, wo zum Genius cucullatus steht: »Sein Name leitet sich vom Umhang (gallisch sagum) mit Kapuze (gallisch cucullus, cuculla, auch bardocucullus – ›Barden-Kapuze‹) her, der klassischen Reisekleidung der Gallier« (http://de.wikipedia.org/wiki/Genius_cucullatus), dann könnte man in der Tat über die Kleidung, sowohl der Goggolori als auch der Genius cucullatus werden ja zumeist mit Kapuze dargestellt, einen inhaltlichen und auch sprachhistorischen Zusammenhang rekonstruieren, wenngleich das mit absoluter Sicherheit nicht bestätigt werden kann.

Auch könnte man meinen, dass der umgangssprachliche Kokolores damit etwas zu tun hätte. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein, da dieser erst im 17. Jahrhundert belegt ist und sich wahrscheinlich von dem lateinischen Spruch per omnia saecula saecolorum ableitet, vgl. Heinz Küpper: Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache, Stuttgart, 1982 ff.: Oder aber Kokolores leitet sich vom Hahn (Gockel ab). Kurz und gut: Es hat den Anschein, dass Kokolores/Kokelores sich an den Hahnenruf knüpft. – Und irgendwie, das sei jetzt dahingestellt, wird sich eine Verbindung ergeben zu dem Goggalori, von dem es im Nürnberger Wörterbuch (1962) von Herbert Maas heißt: »Spöttisch für ›Liebhaber‹.«

(Vgl. auch: Fragen und Antworten > Kokolores)

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Grafik: Rolf Walter www.rolf-walter.eu