Der Kartoffelpuffer und seine mundartlichen Bezeichnungen
[F] Warum heißt es eigentlich Kartoffelpuffer? Welche anderen Begriffe werden dafür in Deutschland verwendet?
[A] Ob süß oder deftig, mit Apfelmus, Schwarzbrot oder Sauerkraut, in allen Teilen Deutschlands werden Kartoffelpuffer gern gegessen. So vielfältig wie die Zubereitungsweisen sind auch die Bezeichnungen für die leckere Spezialität. Die Herleitung des Begriffs Kartoffelpuffer scheint dabei relativ eindeutig:
Laut Friedrich Kluges Etymologischem Wörterbuch, 23. Aufl., Berlin 1995, hat Puffer mehrere Bedeutungen, steht aber auch »Regional für ›Eierkuchen, Kartoffelkuchen‹ (vom Aufgehen beim Backen, also zu /Puff/)«.
Eine ähnliche Herleitung liefert der Duden: »Kartoffelpuffer: der [nach dem »puffenden« Geräusch des Kartoffelteigs beim Backen] in heißem Fett von beiden Seiten knusprig braun gebackene Fladen aus einem Teig von geriebenen rohen Kartoffeln« (Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in acht Bänden, Mannheim 1994).
Das Wort wird aber nicht in ganz Deutschland gleichermaßen verwendet, sondern wechselt sich regional mit anderen Bezeichnungen ab. Eine detaillierte Karte aus Jürgen Eichhoffs Wortatlas der deutschen Umgangssprache, Bern 1978, listet unter anderem folgende Varianten auf:
In Bayern isst man Reiberdatschi, Täschli oder Backes, in Teilen Niedersachsens, Thüringens und Sachsens bestellt man kurz Puffer, im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns spricht man von Kartoffelkuchen und im Rheinland kennt man Reibekuchen (aber eben vor allem als Lebensmittel, und wohl weniger als »flachen Damenhut«, wie die erste Erklärung dieses Begriffs in Heinz Küppers Illustriertem Lexikon der deutschen Umgangssprache, Stuttgart 1984, lautet). In Rheinland-Pfalz und dem Saarland werden Kartoffelküchle oder Kartoffelpfannkuchen serviert, mitunter auch einfach Pfannkuchen. Darunter würde der Rheinländer allerdings wieder etwas völlig anderes verstehen, nämlich eine Art Omelette. Vereinzelt gibt es in Westdeutschland Reibeplätzchen, im Osten Detscher oder Dotsch, speziell in Sachsen auch Keulchen. Der enormen Vielfalt an Begriffen in Deutschland steht ein relativ einheitliches Bild in Österreich gegenüber: Laut Eichhoff sind dort Kartoffelpuffer oder Erdäpfelpuffer die einzigen wirklich verbreiteten Bezeichnungen.
Natürlich sind die genannten Grenzen recht fließend, wie es bei fast allen sprachlichen Phänomenen der Fall ist. Trotzdem scheint es gerade bei der Frage der Zubereitung von Lebensmitteln ein gewisses Bedürfnis nach Individualität und Abgrenzung zu geben, das sich in mitunter kuriosen Begriffen niederschlägt: Man denke zum Beispiel an den allerdings nicht ganz ernst gemeinten »Weißwurstäquator«. Im Umfeld des Kartoffelpuffers käme außerdem noch der im Internet viel beschworene, ebenfalls scherzhaft gebrauchte »Röstigraben« in Betracht, über den hinweg die Schweizer über die korrekte Zubereitung ihres Nationalgerichts debattieren.
Doch nicht nur der Kartoffelpuffer, auch die Kartoffel selbst hat bei uns viele Namen. Darüber wird hier berichtet: Kartoffel, Grumbeere, Erdapfel – warum gibt es so viele Ausdrücke für die Knolle?
Folgende weitere Ausdrücke für Kartoffelpuffer wurden uns mittlerweile mitgeteilt:
- Mittelrhein: Krebbelcher
- Rheinland: Rievkooche (hochdeutsch Reibekuchen)
- Oberfranken: griena Baggala (grün wegen der rohen Kartoffeln)
- Nürnberg (Franken): Baggers
- Hersbruck (Franken): Fransergniedler (= fransige Knödel)
- Erzgebirge: Klitscher, Dalgen
- Saarland: Krumberkiechelcher (= Kartoffelküchelchen)
- Vogtland/Plauen: Bambes (= vogtl./fränk. Aussprache von Pampe für den weichen Zustand der geriebenen Karoffeln)