Ausgabe: Der Sprachdienst 1/2006

Warum sagt man zu Geld auch Kohle?

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[F] Ein Zehnjähriger fragte mich, warum Geld auch als Kohle bezeichnet wird. Können Sie mir diese Frage beantworten?

[A] Geld spielt in unserem Leben eine große Rolle, ob im Positiven oder Negativen. Daher existieren zahlreiche Parallel- und Ersatzausdrücke, die jedem von uns mehr oder weniger geläufig sind.

Lutz Röhrich (Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, 1991) nennt noch einen weiteren Grund für die vielen sinnverwandten Ausdrücke im Wortfeld Geld: »Über ›Geld‹ spricht man nicht; daher die zahllosen umschreibenden Begriffe.«

Beispiele hierfür sind Kies (von hebräisch Kis, was ›Beutel‹ bedeutet, und auch in dieser Bedeutung in die deutsche Gaunersprache übernommen wurde), Kröten, Moneten (zu lat. moneta = ›die Münzstätte‹), Moos (ebenfalls hebräisch, von ma’oth, bedeutet ›Kleingeld‹, ›Pfennige‹ bzw. jiddisch moes = ›Geld‹), Pinke und Pinkepinke, was wohl auch hebräischen Ursprungs ist: Pinka ist im Hebräischen der ›Geldbeutel‹. Bei Kluge/Seebold (Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 23. Aufl., 1995) hingegen wird der Ausdruck auf das Rotwelsche, die deutsche Gaunersprache, zurückgeführt, wo er wahrscheinlich lautmalend nach dem Klang der Münzen gebildet ist. Aus dem Polnischen entlehnt ist der Ausdruck Penunze von pieniadze. Das Wort Zaster stammt aus dem Romanes sáster für ›Eisen‹, und von dort ging Zaster zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Wortschatz des Rotwelschen über. Dass hin und wieder Schotter für ›Geld‹ gebraucht wird, ist volksetymologisch zu erklären. Der bereits erläuterte Ausdruck Kies wurde nämlich fälschlich auf das deutsche Wort Kies für einen kleinen Stein zurückgeführt. Viele kleine Steine ergeben demnach eine ganze Menge Schotter.

Warum nun aber Kohle? Heinz Küpper (Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache, Bd. 4, 1983) meint den Ausdruck auf eine Redewendung aus dem 18. Jahrhundert zurückführen zu können, nämlich »der Schornstein muß rauchen«, was so viel bedeutet wie ›ohne Geld, Lebensmittel usw. kann man nicht leben‹. Kohle ist ein Brennstoff und wird auf den Menschen übertragen zum Lebensstoff. Aus der Bergmannssprache stammt dementsprechend die Redewendung »die Kohlen abbauen« als Ausdruck für den Taschendiebstahl. Nach Küpper ist der Gebrauch des Wortes im Singular noch nicht allzu lange üblich.

An dieser Stelle sei der Vollständigkeit halber noch darauf verwiesen, dass Siegmund A. Wolf (Wörterbuch des Rotwelschen, 1956) eine gegenläufige Verwendung von Kohle anführt: Kohlen haben bedeutet in der Gaunersprache ›ohne Geld sein‹, Kohlmarkt beschreibt einen Zustand der Geldlosigkeit. Dies ist anhand einiger Quellen aus dem 19. Jahrhundert belegt. Diese Wendung gehe auf das Romanes-Wort kalo für ›schwarz‹ zurück. Und im Rotwelsch wird derjenige, der arm ist und ergo kein Geld hat, als schwarz bezeichnet.

Siehe hierzu auch unsere Anfrage Wie alt ist die Bezeichnung Knete für Geld?.

aktualisiert: Januar 2020