Ausgabe: Der Sprachdienst 2/2009

Herkunft von Muffin

[F] Seit einigen Jahren sind auch hierzulande die Muffins sehr beliebt, die kleinen runden Kuchen, oft mit Beeren gefüllt. Wie ist aber das Wort selbst zu erklären? In den Wörterbüchern, die mir zur Hand sind, finde ich an sich nur die Grundbedeutung ›Gebäck aus Hefeteig‹, allenfalls heißt es »Herkunft ungeklärt«.

[A] Dieses Wort gibt tatsächlich noch Rätsel auf. Dass es aus dem Englischen kommt, liegt auf der Hand, doch auch für diese Sprache ergeben sich Fragen. Ich kann hier keine tiefergehende Analyse anstellen und muss mich auf die Wörterbücher und Lexika beschränken, die in unserer Bibliothek greifbar sind.

Das große traditionelle englische Wörterbuch von Muret/Sanders (1917) schreibt zu muffin: »1. glatte weiße Semmel von runder Form, meist geröstet und mit Butter bestrichen zum Frühstück gegessen. – 2. kleiner irdener Teller. – 3. F [= figürlich] sl. [= Slang] Herr, unter dessen Schutze mehrere Damen stehen.« muffin-cap wird als ›kleine runde Mütze‹ erklärt. Unsere etymologischen Wörterbücher zur englischen Sprache bringen muffin in Verbindung mit soft bread und nehmen vermutungsweise (»perhaps/probably«) eine Beziehung zu dem älteren französischen Ausdruck (pain) moufflet (soft bread) – ›weiches Brot‹ an. Meyers Großes Konversations-Lexikon aus dem Jahr 1905 hat diesen Eintrag: »Muffins (engl., spr. möff-), aus Weizenmehl, Butter und Eiweiß bereitetes englisches Teegebäck.« »Webster‘s« Universalwörterbuch zum Englischen (1979) fügt noch hinzu, dass unter muffin auch ein kleines Brot (so viel wie Brötchen, Semmel) aus Hefeteig zu verstehen sei.

In gleichem Sinn wie Muret/Sanders äußern sich aktuelle englische (deutsch-englische) Wörterbücher, fügen aber die neue Bedeutung hinzu, die sich im angloamerikanischen Raum entwickelt hat: ›kleiner, meist süßer Kuchen (in einer Tasse gebacken), der mit Früchten oder anderem gefüllt ist‹. Dies gilt für die Muffins, die Sie ansprechen. Daneben gibt es auch im heutigen Englisch besondere, teils übertragene Bedeutungen: a) ›kleiner Teller‹, b) ›schlechter Ballspieler‹ (poor ball-player), c) ›Mann, der eine junge Dame begleitet oder beaufsichtigt‹. Nach dem Dictionary of American Slang (1975) kann unter muffin auch ›a girl‹ und unter muffins ›a woman‘s or esp. an adolescent girl‘s breasts‹ verstanden werden. Viele Wörter nehmen einen beachtlichen Verlauf …

Vereinfacht gesagt: Der Weg geht vom englischen Brötchen zum US-amerikanischen Törtchen, das auch bei uns schon lange gebacken und von vielen gern verzehrt wird. Rezepturen sind etliche bekannt, die genaue Herleitung des Wortes Muffin freilich ist noch unsicher.