1. September 2022

1. September: Welttag des Briefeschreibens

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Heute, am 1. September, feiern wir den Welttag des Briefeschreibens. Um an die schöne und selten gewordene Besonderheit des Schreibens eines Briefes zu erinnern, hat der amerikanische Künstler, Fotograf und Autor Richard Simpkin den Welttag 2014 ins Leben gerufen. Und auch wir wollen uns heute mit dem Briefeschreiben befassen.

Der Duden beschreibt den Brief als eine »schriftliche, in einem [verschlossenen] Umschlag übersandte Mitteilung«. Das Wort mit seinem Ursprung im Spätlateinischen – breve mit der Bedeutung ›kurzes Verzeichnis‹ – zeigt, dass die Menschen schon früh begannen, Mitteilungen schriftlich zu übersenden. Schon die alten Ägypter erfanden die Tinte und verwendeten Papyrus als Schreibgrundlage. Das erste Papier, das diesen Namen verdient, wurde in China erfunden, und zwar bereits zwischen 100 v. Chr und 100 n. Chr., doch die »Massenproduktion« von Papier begann in Europa erst im Mittelalter, als besonders Adlige und Gelehrte mit Tinte und Feder schrieben (und das bis hinein in die Neuzeit). Im 19. Jahrhundert, genauer 1830, kamen dann gewerbsmäßig hergestellte Briefumschläge auf den Markt, welche zehn Jahre später maschinell hergestellt wurden und daraufhin das Briefsiegel ablösten.

Zunächst war es die Erfindung des Telefons im 19. Jahrhundert und dann insbesondere die Verbreitung des Internets seit den 1990er-Jahren, durch die Briefe – seit dem 20. Jahrhundert auch per Schreibmaschine und schließlich mit dem Computer geschrieben – zunehmend abgelöst wurden durch Telefonate und E-Mails, das am weitesten verbreitete Kommunikationsmittel. Vor allem, aber nicht nur privat beliebter als der Brief sind seit den späten 1990ern auch SMS, durch welche der Neologismus simsen für ›Kurznachrichten über das Handy verschicken‹ Eingang in die deutsche Sprache fand. Seit 2007, als das erste Smartphone auf den Markt kam, ist es zudem möglich, (Chat-)Texte, Sprachnachrichten sowie Videoanrufe durch Messenger-Dienste über das Internet zu versenden, welche im Alltag aufgrund ihrer Vorteile viel höher im Kurs stehen als der Brief.

Dennoch bleibt dem Brief ein sogar durch Grundgesetz geschützter Vorteil: das Postgeheimnis, das schriftliche Mitteilungen zwischen Absendenden und Empfangenden gegen Unbefugte sichert. Wohl deswegen übermitteln Ämter, Behörden und Institutionen Mitteilungen o. Ä. noch per Brief – jedoch natürlich längst nicht mehr in Handschrift. Heutzutage ist der häufigste Anlass, persönlich noch zum Stift zu greifen, der Geburtstagsgruß. Auch das Beileid im Trauerfall wird meist noch per Hand ausgedrückt. Seltener – aber noch am wahrscheinlichsten handgeschrieben – sind Liebesbriefe, und wer freut sich nicht, einen solchen Brief zu erhalten?

Weniger wohlklingend und freundlich formuliert sind hingegen jene Briefe im »Bürokraten-« oder »Amtsdeutsch«, die wir heutzutage am wahrscheinlichsten im Briefkasten vorfinden. Ihr Inhalt ist durch die verwendete Verwaltungssprache häufig schwer zu erfassen, selten sind diese Schreiben nachvollziehbar und am Adressaten orientiert formuliert. Darum ist die Gesellschaft für deutsche Sprache schon seit Jahren um eine bürgernahe Verwaltungssprache bemüht, die ohne lange, verschachtelte Sätze, ohne allzu viele Fremdwörter auskommt, die auch für Laien verständlich und höflich formuliert ist. Darum führen wir vor allem in Behörden, aber auch vielen anderen Einrichtungen regelmäßig Seminare und Workshops zur »bürgernahen Verwaltungssprache« durch, damit möglichst viele Menschen das sogenannte »Schreiben vom Amt« in Zukunft besser verstehen.

Darauf geben wir Ihnen Brief und Siegel!

Quellen

Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, 27. Auflage, Mannheim 2017
https://www.miaskribo.com/blog/trends/20210901_tag-des-briefeschreibens.html
https://newsroom.gmx.net/2018/03/13/aktuelle-studie-ueber-280-milliarden-weltweit-versendete-e-mails-pro-tag/
https://de.wikipedia.org/wiki/Brief
https://de.wikipedia.org/wiki/Papier