Schreibt man nach einem Doppelpunkt klein oder groß?

[F] Beim Gegenlesen unserer Artikel stehe ich immer wieder vor demselben Problem: Wann schreibt man nach einem Doppelpunkt groß weiter und wann nicht?

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[A] Die Unsicherheit der Groß- oder Kleinschreibung nach einem Doppelpunkt ergibt sich daraus, dass er kein Schlusszeichen, sondern ein Übergangs- und Ankündigungszeichen ist. Somit steht er vor ausdrücklich angekündigten Sätzen, Satzteilen und einzelnen Wörtern. Dementsprechend schreibt man nach einem Doppelpunkt das erste Wort eines vollständigen Satzes groß, aber klein, wenn es sich um einen Satzteil oder ein Einzelwort handelt, das kein Substantiv ist (vgl. Duden – Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, Mannheim 2016). Beispiele: Das Sprichwort lautet: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. In der Anleitung steht: Verwenden Sie einen Dübel. Eines fand ich merkwürdig: dass niemand davon gewusst haben wollte. Verhalten: sehr gut.

Doch keine Regel ohne Ausnahme! Der Duden schreibt weiter:

»Alternativ zur Großschreibung kommt die Kleinschreibung infrage, wenn der nach dem Doppelpunkt stehende Satz (wie ein Teilsatz) auch mit einem Gedankenstrich angeschlossen werden könnte: Das Haus, das Wirtschaftsgebäude, die Stallungen: alles war den Flammen zum Opfer gefallen. (Denn man kann auch schreiben: Das Haus, das Wirtschaftsgebäude, die Stallungen ‒ alles war den Flammen zum Opfer gefallen.) […]

Manche Äußerungen sind zwar ihrer Form nach keine ganzen Sätze, sind aber trotzdem als in sich abgeschlossene Einheiten anzusehen, die eine ähnliche Bedeutung wie ein Satz haben. Sie könnten auch einem Punkt (anstelle eines Doppelpunktes) folgen. Hier liegt die Großschreibung nahe: Der Arm ist nicht gebrochen: Alles in Ordnung. (Ebenfalls richtig:) Der Arm ist nicht gebrochen: alles in Ordnung. Selbstverständlich können wir samstags liefern: Kein Problem! (Ebenfalls richtig:) Selbstverständlich können wir samstags liefern: kein Problem!«