Herkunft und Bedeutung von Dusmanche
[F] Neulich habe ich von einer Mainzer Ärztin, sie ist etwa sechzig Jahre alt und ganz in ihrer Stadt verwurzelt, nach der Behandlung den Rat bekommen: »Nun mache Se mal ganz dusmanche.« Ich war recht ratlos. Was ist das für ein Wort, vielleicht dusmanche zu schreiben, quasi französisch, mit langem a und nasaliert ausgesprochen?
[A] Ihre Ärztin hat ein umgangssprachliches Wort gebraucht, einen Regionalismus, der in Mainz, aber auch in anderen Gegenden geläufig war bzw. noch ist und der auf das französische doucement im Sinne von ›sachte, behutsam, langsam‹ zurückzuführen ist. Daher auch die charakteristische Aussprache, die in der deutschen Orthographie schwer wiederzugeben ist. Karl Schramm verzeichnet in seinem Mainzer Wörterbuch (1966) die kürzere Variante dusman – ohne Verkleinerungssilbe – und vermerkt: »im Gebrauch schwindend, für: langsam, auch leise. ›mach emol e bisje dusman‹ = tu ein bißchen langsam.« Wie Schramm legen einige andere Dialektwörterbücher doucement zugrunde, denn dusma oder dusman kommt nicht nur im Mainzer Raum vor und wird etwa vom Hunsrücker, vom Pfälzischen – hier auch die Version ganz dusmanche –, Rheinischen und Südhessischen Wörterbuch genannt, in der Variante dusemang im Brandenburg-Berlinischen und als dusement, dusemang im Wörterbuch der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten von Müller-Fraureuth. Dass doucement mit seinen eingedeutschten Formen früher weit verbreitet war, lässt sich auch daraus entnehmen, dass J. H. Campe in seinem Verdeutschungswörterbuch (1801) diesen Ausdruck als eigenes Stichwort aufgenommen hat: »Doucement (spr. Dußemang), sachte, leise, ohne Geräusch.« Die Ärztin wollte Ihnen also so viel sagen wie »Jetzt machen Sie ein bisschen langsam; immer mit der Ruhe!«
Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert wurden ja viele französische Wörter entlehnt, und etliche davon drangen auch in die Alltagssprache ein. Ein im Alphabet ganz nahestehendes ist beispielsweise duschur bzw. tuschur im Sinne von ›stets, immerfort‹ nach französisch toujours. Noch um 1960 war es z. B. im pfälzischen Raum recht verbreitet, seitdem kommt es seltener vor. Karl Schramm gibt im Mainzer Wörterbuch hierzu die »scherzhafte Devise« immer toujours, niemals jamais (›niemals‹) wieder.