Grammatik

Mehr als die Hälfte der Schüler hat oder haben noch Ferien?

[F] Wie muss es richtig heißen: Die Hälfte der Schüler hat noch Ferien oder Die Hälfte der Schüler haben noch Ferien? Und wie lautet der Satz korrekt, wenn er mit Mehr als die Hälfte der Schüler … beginnt?

[A] Korrekt ist in beiden Fällen tatsächlich beides, wenngleich der Duden empfiehlt, den Singular zu verwenden, da das Subjekt als Ganzes formal ebenfalls ein Singular ist.

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Pluralformen von Abstrakta

[F] Ist es korrekt, wenn abstrakte Bezeichnungen wie Verkehr und Bedarf in den Plural gesetzt werden, z. B. Verkehre und Bedarfe? Ist die Beobachtung richtig, dass solche Formen in den letzten Jahren häufiger benutzt werden?

[A] Ihre Beobachtung ist richtig. Es gibt hie und da besondere Pluralformen, die zwar nicht allgemein üblich, wohl aber in besonderen Fällen, besonders fachsprachlich, mitunter auch poetisch, hervorgebracht und gebraucht werden.

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Genus und Numerus von Agenda

[F] Seit einiger Zeit ärgere ich mich über den Gebrauch des Wortes Agenda. Immer ist von einer Agenda als femininer Singularform die Rede. Dabei ist das doch falsch, da agenda ursprünglich ein lateinisches Gerundivum im Neutrum Plural ist. Liege ich mit dieser Einschätzung richtig?

[A] Jein. Richtig ist zweifellos, dass agenda im Lateinischen eine Gerundivumsform im Neutrum Plural zum Verb agere (›tun, handeln‹) ist.

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Kasus bei anschließen

[F] In unserer Abteilung herrscht bezüglich der Formulierung einer Abgabenverordnung große Unsicherheit. Heißt es richtig mit Anschluss an abflusslosen Gruben oder mit Anschluss an abflusslose Gruben?

[A] Die Unsicherheit darüber, ob hier der Dativ Plural an abflusslosen Gruben oder der Akkusativ Plural an abflusslose Gruben zu wählen ist, liegt darin begründet, dass im dem Substantiv Anschluss zugrundeliegenden Verb anschließen zwei unterschiedliche Bedeutungen zusammenfallen.

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Konjugation von backen

[F] Das Verb raten wird in der 2. und 3. Person Singular doch wohl stark gebeugt, also rätst – rät. In einer Zeitungsüberschrift lese ich nämlich heute: »Der Ministerpräsident ratet« – gemeint ist, dass er rätselt, ein Rätsel zu lösen hat.
Bei dieser Gelegenheit: Ich wüsste auch gern, wie man das Verb backen konjugiert: backst – backt oder bäckst – bäckt. Vielleicht spielt mein Heimatdialekt, ich komme aus Augsburg, eine Rolle.

[A] Bei backen stellt es sich anders dar. Hier stehen heute beide Formen als Varianten nebeneinander: bäckst – bäckt und (wie es scheint, zunehmend und mehrheitlich) backst – backt. So stellen es auch die Grammatiken und Wörterbücher zur Gegenwartssprache dar.

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Plural von Bogen

[F] Wie lautet der korrekte Plural von Bogen? Heißt es richtig zwei Bogen oder zwei Bögen Papier?

[A] Das von der mittelhochdeutschen Form boge und dem althochdeutschen bogo stammende Substantiv Bogen bildet heute zwei Pluralformen: Bogen und Bögen. War ursprünglich nur die Pluralform Bogen bekannt, fand die seit dem 17. Jahrhundert bekannte Pluralform mit Umlaut vornehmlich im süddeutschen, schweizerischen und österreichischen Sprachraum Verbreitung.

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Konjunktiv von brauchen

[F] In der gesprochenen Sprache, vor allem auch in Fernsehsendungen oder Filmen, höre ich oft den Ausdruck »ich bräuchte«. Ist dies die richtige Konjunktivform des Verbs brauchen?

[A] Der Modus Konjunktiv kann neben dem Modus Indikativ mit jedem finiten Verb gebildet werden. Im Gegensatz zu den Zeitformen im Indikativ drückt der Konjunktiv jedoch eher einen Zustand aus, der nicht als sicher angenommen werden kann. Hierbei unterscheidet man zwischen zwei Konjunktivformen.

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Deklination von ein

[F] Wir sind uns unschlüssig, wie es richtig lauten muss. Es geht um einen Bankbericht: »… die Bilanz einer oder eines der größten Konzerne der Welt«?

[A] Diese Frage tritt öfter auf, und es gibt Unsicherheiten, da sozusagen zwei Dinge zusammenkommen: Das Wörtchen ein muss dekliniert werden – hier kommt der Genitiv in Betracht (die Bilanz wessen?). Zudem ist der Satz verkürzt: Eine Wiederholung wird vermieden, doch Singular und Plural sind verschränkt, die Satzteile passen nicht bruchlos zusammen (die größten Konzerne der Welt – ein Konzern – einer davon).

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Indirekte Rede

[F] In der Zeitung lese ich häufig Sätze wie»Laut xy ist die Zahl der Arbeitslosen zurückgegangen«. Ist das nicht eine Äußerung in der indirekten Rede und müsste es deshalb nicht »sei zurückgegangen« heißen?

[A] Bei der indirekten Rede handelt es sich um die nichtwörtliche Wiedergabe einer Aussage, eines Gedankens, einer Überlegung oder Ähnlichem. Dabei wird das tatsächlich Gesagte nicht unmittelbar geäußert, sondern von einem anderen Sprecher wiedergegeben. Ein Beispiel: Der Minister sagte: »Für Sparmaßnahmen sehe ich derzeit keinen Anlass.« Indirekte Rede: Der Minister sagte, dass er für Sparmaßnahmen derzeit keinen Anlass sehe.

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Konjunktiv von kennen

[F] Gibt es eigentlich das Wort kennte als Konjunktivform von kennen? Als Beispiel, das mich irritiert, habe ich gefunden: »Wenn ich diesen Menschen kennte, müsste ich dich nicht um Hilfe bitten.«

[A] Es handelt sich durchaus um eine korrekte deutsche Verbform, die seit Jahrhunderten belegt ist. Die Stammformen von kennen lauten ja kennen – kannte – gekannt, der Konjunktiv II ist kennte. Hier nur drei traditionelle Beispiele: »ich wette wenn ich Sie wiedersehen sollte, ich kennte Sie nicht mehr« (Goethe, Brief an Anna Katharina Schönkopf, 1769); »Wer kennte Euch nicht, Herr, in den drei Landen?« (Schiller, Wilhelm Tell, 2. Aufzug).

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