Wortschatz

Vorkommen von kiesen, erkiesen

[F] Bei der Lektüre der Garten-Kolumne einer Zeitung bin ich über den Satz »Ich erkieste mir die Erdbeere als Lieblingsfrucht« gestolpert. Was ist das für ein merkwürdiges Verb? Gibt es das überhaupt?

[A] Ja, das Wort kiesen bzw. erkiesen gibt es, doch wird es heute nur noch selten verwendet. Und wenn, dann meist in der gehobenen Sprache und oft mit einem ironischen Unterton. Kiesen oder erkiesen bedeutet, ›etwas prüfend zu wählen‹.

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Herkunft von keulen

[F] Wo kommt eigentlich dieses Wort her, das man jetzt im Zusammenhang mit der Vogelgrippe so oft hört: keulen? Tiere werden getötet, auch auf Verdacht. Meine Wörterbücher sagen zu diesem Ausdruck leider nichts aus.

[A] Hier liegt – und dies ist wohl so naheliegend, dass man es nicht wahrhaben will – das Substantiv Keule zugrunde, und keulen ist im also ursprünglichen Sinne als ›mit der Keule niederschlagen, töten‹ zu verstehen.

Das Verb keulen ist im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm verzeichnet (Band 5, 1873), »mit der keule niederschlagen«, auch niederkeulen.

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Bedeutung von Klagsschrift

[F] Ich bin Übersetzerin und arbeite in Bratislava. In einem von mir zu bearbeitenden Text kommen zwei Wörter vor, die mir sind unklar sind: Klagsschrift und lukrieren (»die Klagsschrift wird vorbereitet« und »um das optimale Leistungsvolumen zu lukrieren«). Wie sind sie zu verstehen? Sind sie korrekt?

[A] Beide Wörter, nach denen Sie fragen, sind durchaus korrekt, sie gehören allerdings der österreichischen Sprachvariante des Deutschen an. Die deutsche Standardsprache zeigt ja regionale bzw. nationale Besonderheiten, und diese werden gerade in dem 2004 erschienenen Variantenwörterbuch des Deutschen lexikographisch beschrieben.

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Umbenennung der Hartz IV-Gesetze

[F] Ein Rundfunksender leitete die Frage an uns weiter, ob die Hartz-IV-Gesetze aufgrund der Verurteilung des Namengebers zu einer Bewährungsstrafe nicht umbenannt werden sollten?

[A] Der Ausdruck Hartz IV, den die GfdS 2004 zum »Wort des Jahres« (vgl. Der Sprachdienst, H. 1/2005, S. 2 ff.) gewählt hat, ist folgendermaßen in die deutsche Sprache gelangt.

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Herkunft von Gutmensch

[F] Können Sie mir etwas über den neuerdings gern verwendeten Ausdruck Gutmensch mitteilen? Besonders würde mich interessieren, in welchem Zusammenhang und von wem dieses Wort erstmals gebraucht wurde, sofern man das feststellen kann.

[A] Unser Erstbeleg zu Gutmensch stammt aus dem Jahr 1985: In der US-amerikanischen Zeitschrift Forbes wurde Gutmensch auf den damaligen Gewerkschaftsführer Franz Steinkühler (IG Metall) bezogen.

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Herkunft von Gründonnerstag

[F] In der Sendung »Wie schlau ist Deutschland?« am 5. April 2007 im ZDF behauptete der Moderator, Herr Johannes B. Kerner, das Wort Gründonnerstag sei abgeleitet von dem Wort grînen, greinen ›weinen, klagen‹. Können Sie diese Deutung bestätigen?

[A] Nein. Die Herleitung des Wortes Gründonnerstag von grînen, greinen ist in keinem ernst zu nehmenden deutschen Wörterbuch zu finden, weder im »Deutschen Wörterbuch« der Brüder Grimm noch im »Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache« von Kluge/Seebold noch in der neuesten (30.) Auflage der »Brockhaus-Enzyklopädie«.

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Herkunft von Graswurzel

[F] Ich habe schon häufiger von Wörtern gehört oder gelesen, die mit dem pflanzlichen Namen Graswurzel begannen, etwa Graswurzelbewegung oder Graswurzeldemokratie. Wie kommt es zu der Verbindung von zwei völlig verschiedenen Begriffen, was genau ist darunter zu verstehen und seit wann gibt es die Verbindung des botanischen Namens mit politischen und gesellschaftlichen Begriffen?

[A] Die Ausdrücke Graswurzelbewegung, –demokratie, –revolution sind wohl seit Ende der sechziger Jahre geläufig. Belege aus unserer Sprachdokumentation führen mindestens ins Jahr 1982 zurück – zwei davon habe ich für Sie kopiert.

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Zusammenhang zwischen Goggolori und Genius cucullatus

[F] Haben die beiden Fabelwesen, der bayrische Goggolori und der genius cucullatus, sprachlich einen Zusammenhang? Und gibt es eine Verbindung zum mittelhochdeutschen gokeler?

[A] Wie so oft in Dingen der Sprachgeschichte stochert man bei dem netten Goggolori etwas im Nebel, so niedlich er auch sein mag. Auch ist er interessanterweise in keinem gängigen mythologischen Lexikon verzeichnet.

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Bedeutung von Gog/Goge

[F] In den schwäbischen Gedichten von Hans Lang, Schbatzaweisheit, lese ich ein Wort, das mir – und ich finde mich im Schwäbischen ganz gut zurecht – rätselhaft bleibt: Gog, Goge. Es ist eine Personenbezeichnung und wird insbesondere mit Beziehung zu Tübingen gebraucht, z. B.: »Do lacht der Gog.« Ich habe auch gehört, dass es Gogen-Witze gibt. Wissen Sie Näheres?

[A] Unsere süddeutschen Dialektwörterbücher geben schnell Aufschluss. Das Schwäbische Wörterbuch von Hermann Fischer (Band 3, 1911) kennt Gog bzw. Gage als »Bezeichnung für den Tübinger Weingärtner in gebildetem, besonders studentischem Munde«; die Gagerei ist in Tübingen die »›untere Stadt‹, der Wohnsitz der Gagen«.

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Bedeutung von Freisitz

[F] Bei einem Spaziergang durch Leipzig gingen die Meinungen darüber auseinander, was ein Freisitz ist. Dieser befindet sich oft im Umfeld von Gaststätten, es kann sich deshalb wohl kaum um einen Hochsitz handeln?

[A] In der Tat vermutet man in anderen Regionen des deutschen Sprachraumes oder ohne diesen städtischen Kontext oft, dass es sich bei diesem Wort um den Platz handelt, von dem aus der Förster oder Jäger den Wald und die Tiere beobachtet.

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