Zeit-Wörter

Bei unserer Arbeit, insbesondere bei der Suche nach einem neuen »Wort des Jahres«, begegnen uns immer wieder Wörter, die uns aufmerken lassen – sei es, weil sie mit einem Mal vermehrt vorkommen, weil sie eine neue Bedeutung entwickelt haben oder weil sie nach langer Zeit wieder einmal in Erscheinung treten. Unsere Beobachtungen zu diesen Wörtern und ihren Wortfeldern möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. In jeder Ausgabe des Sprachdienstes widmen wir uns einem dieser »Zeit-Wörter« und stellen sie Ihnen auch hier vor.

Identität – identisch – identitär

Seit geraumer Zeit macht eine Gruppierung von sich reden, die sich als »Identitäre Bewegung«, auch »Identitäre Generation«, kurz »die Identitären« bezeichnet. Es soll in diesem Beitrag wie immer nicht um die politische Seite der Organisation, sondern um deren Namen gehen, genauer gesagt um das Adjektiv identitär, das bisher in keinem Wörterbuch zu finden ist.

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Gelbwesten

Seit einigen Wochen machen in den Nachrichten die Gelbwesten von sich reden. Die Gelbwesten-Bewegung ist eine Protestbewegung, die überwiegend in Frankreich agiert, deren Demonstrationen aber auch schon nach Belgien und teilweise in die Niederlande übergegriffen haben. Uns geht es hier natürlich nicht um die politische Seite der Bewegung, sondern um die linguistische: um die Bezeichnung Gelbwesten. Was dahintersteckt, scheint ganz offensichtlich: Die Gelbwesten heißen so, weil sie gelbe Westen tragen.

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Spurwechsel

Seit einigen Wochen wird im Bundestag über den sogenannten »Spurwechsel« gesprochen. Was unter einem Spurwechsel üblicherweise verstanden wird, dürfte weithin bekannt sein, und so erscheint das Wort vielleicht etwas einseitig für ein Zeit-Wort. Umso vielschichtiger ist jedoch die Sprachgeschichte hinter dem Wort bzw. seinen Bestandteilen Spur und Wechsel.

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Söder ist … da

Wie nennt man die Unterstützer des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder? Nein, nicht Söderianer, wie Sie jetzt vielleicht denken, oder gar Söderisten. Viel zeitgemäßer: Es sind Söderistas! Das zumindest war vor einiger Zeit in der Zeitung zu lesen. Warum nur klingt das gleich viel netter? Wir haben da eine Vermutung …

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Uni, bi, tri – multilateral

Kürzlich bekannte sich Angela Merkel in ihrer Rede auf dem Deutschen Katholikentag zum Multilateralismus. Jetzt ist das an sich nichts Neues, schon gar kein neues Wort – und dennoch hört man es im Gegensatz zu Bilateralismus recht selten, wodurch es für uns in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt. Die Präfixe bi- (›zwei‹) und multi- (›viele‹) dürften bekannt sein, doch was genau ist lateral? Bei näherer Betrachtung erweist sich dieses Wort als durchaus facettenreich und produktiv.

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GroKo

Kein neues Wort, das ist klar. Eigentlich nicht einmal nur ein Wort, sondern bestehend aus zweien. Auch klar. Dennoch: GroKo erlebt aus allseits bekannten Gründen derzeit einen Neuaufschwung. Da es aus rein sprachlicher Perspektive – und um keine andere soll es hier gehen – viel Potenzial und auch Kritikpunkte birgt, wollen wir es genauer unter die Lupe nehmen.

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Sondierung

Seit Monaten schon – de facto seit September 2017 – schlägt es einem aus allen Medien entgegen, mal in scharfem, mal in versöhnlicherem Tonfall: das Wort Sondierungen. Wieso die Regierungsbildung so viel Sondieren benötigt hat, können wir nicht beantworten. Stattdessen aber die Frage, was eine Sondierung dem Wortsinn nach eigentlich ist.

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Deppert

Im Zusammenhang mit der vielbeschrienen »Sprachverhunzung« kennt man das Phänomen »Deppenapostroph« mittlerweile allzu gut. Doch nicht nur beim Deppenapostroph möchte man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Seit gar nicht allzu kurzer Zeit greift auch das sogenannte »Deppenleerzeichen« um sich, also das Leerzeichen an Stellen, wo Wörter zusammen- oder mit einem Bindestrich geschrieben werden müssten. Wie kommt es dazu und welche Auswirkungen hat das?

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Zug um Zug

Die Bundestagswahl rückt näher, und damit ist die Liste der Komposita mit einem Eigennamen als erster Bestandteil wieder um einiges angewachsen. Nach dem Trump-Effekt, dem Merkel-Face und dem Schulz-Effekt hört man nun vom (Kanzler-)Kandidatenfaktor, konkreter vom Merkel-Faktor und vom Schulz-Faktor; facettenreicher ist jedoch der Schulz-Zug, der in bunten Farben schillert, denn das Wort Zug lädt nicht nur aufgrund seiner Bedeutungsvielfalt zu den unterschiedlichsten Wortspielen ein.

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Historisch

Wir leben in historischen Zeiten! Wie das, mag sich manch einer fragen, wenn wir doch in der Gegenwart leben, die Geschichte, also die Historie, aber Vergangenheit ist? Heißt das, wir leben rückwärtsgewandt, quasi in der Vergangenheit, können uns auf die Gegenwart nicht einlassen? Mitnichten. Und dennoch begegnet uns das Adjektiv historisch in den vergangenen Jahren so oft in Kontexten, in die es sich in seiner ursprünglichen Bedeutung gar nicht so richtig einfügen will.

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