Zeit-Wörter

Bei unserer Arbeit, insbesondere bei der Suche nach einem neuen »Wort des Jahres«, begegnen uns immer wieder Wörter, die uns aufmerken lassen – sei es, weil sie mit einem Mal vermehrt vorkommen, weil sie eine neue Bedeutung entwickelt haben oder weil sie nach langer Zeit wieder einmal in Erscheinung treten. Unsere Beobachtungen zu diesen Wörtern und ihren Wortfeldern möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. In jeder Ausgabe des Sprachdienstes widmen wir uns einem dieser »Zeit-Wörter« und stellen sie Ihnen auch hier vor.

Zug um Zug

Die Bundestagswahl rückt näher, und damit ist die Liste der Komposita mit einem Eigennamen als erster Bestandteil wieder um einiges angewachsen. Nach dem Trump-Effekt, dem Merkel-Face und dem Schulz-Effekt hört man nun vom (Kanzler-)Kandidatenfaktor, konkreter vom Merkel-Faktor und vom Schulz-Faktor; facettenreicher ist jedoch der Schulz-Zug, der in bunten Farben schillert, denn das Wort Zug lädt nicht nur aufgrund seiner Bedeutungsvielfalt zu den unterschiedlichsten Wortspielen ein.

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Historisch

Wir leben in historischen Zeiten! Wie das, mag sich manch einer fragen, wenn wir doch in der Gegenwart leben, die Geschichte, also die Historie, aber Vergangenheit ist? Heißt das, wir leben rückwärtsgewandt, quasi in der Vergangenheit, können uns auf die Gegenwart nicht einlassen? Mitnichten. Und dennoch begegnet uns das Adjektiv historisch in den vergangenen Jahren so oft in Kontexten, in die es sich in seiner ursprünglichen Bedeutung gar nicht so richtig einfügen will.

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Es geht um die Wurst

Da hat Agrarminister Christian Schmidt eine Diskussion losgetreten: Mit der Begründung, die Bezeichnungen veganer und vegetarischer Produkte als Wurst oder Fleisch seien irreführend, will er diese – also die Bezeichnungen – verbieten und damit zum Verbraucherschutz beitragen. Er möchte, dass vegetarische oder vegane Fleischimitate in Zukunft eigene Namen bekommen und nicht mehr die Bezeichnungen »echter« Fleischprodukte tragen. Eine Wurst ist eine Wurst ist eine Wurst – eine vegane Wurst ist ein Paradoxon. Stimmt denn das?

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Gruselclown

Es ist Herbst. Die Tage werden kürzer, Dunkelheit und Kälte schleichen aus allen Ecken heran – und nicht nur sie. Seit einigen Wochen sollte man sich auch bei Tageslicht in Acht nehmen, denn: Hinter jeder Hausecke, jedem Auto könnte ein Gruselclown lauern und seine Opfer im besten Fall erschrecken, in schlimmeren Fällen bedrohen oder überfallen.

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Putsch

Ein Putsch hat die Türkei im Innersten erschüttert. Teile des türkischen Militärs hatten versucht, die türkische Regierung unter dem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem Ministerpräsidenten Binali Yıldırım zu stürzen. Erdoğan hatte daraufhin die zivile Bevölkerung zum Widerstand aufgerufen und forderte sie dazu auf, die von den Putschisten verhängte Ausgangssperre zu brechen. Nach einer Nacht voller Kämpfe mit vielen auch zivilen Opfern scheiterte der Putsch schließlich.

Aber ist es denn richtig, hier von einem Putsch zu sprechen? Wäre es nicht richtiger, es als Putschversuch zu bezeichnen, war der Putsch doch nicht erfolgreich?

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Schmähen

Ein einzelner Mann verschärfte die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei. Er tat dies in seiner beruflichen Funktion, nicht als Privatmann. Doch dieser Mann ist nicht etwa Politiker – nein, er ist Satiriker. Und als solcher verfasste er ein Gedicht, das das Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei nachhaltig beeinflusst hat: seine »Schmähkritik«.

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Was Hubschrauber und Schneepflug gemeinsam haben

Vorbei sind sie wohl, die Zeiten, als Kinder noch unbeschwert Kinder sein durften. Als sie draußen herumbutscherten, aus gesammelten Stöcken und Ästen Höhlen bauten, mit dem Fahrrad durch die Straßen fuhren, über Zäune und auf Bäume kletterten, sich in Pfützen und Matschkuhlen vergnügten und einfach das taten, was Kinder so tun, wenn sie unbeaufsichtigt spielen dürfen. Vorbei sind diese unbeschwerten Zeiten für jene Kinder mit Helikoptereltern, Helikopterkinder genannt.

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durchwinken

Die Flüchtlingskrise hat Europa im Griff, kaum ein Thema beherrscht die Medien derzeit stärker. Die Situation ist angespannt und zeigt sich vor allem politisch und gesellschaftlich immer prekärer. Aus sprachlicher Sicht erweist sich die Flüchtlingskrise jedoch als wahre Fundgrube für neue Wörter, alte Wörter mit neuen Bedeutungen, für neugebildete und ergänzte Wortfelder. Hier geht es um ein altbekanntes Wort, das im Zuge der Flüchtlingsdiskussion verstärkt in den Fokus getreten ist: Es geht um durchwinken.

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Freifunk

Was in vielen ausländischen und einigen deutschen Städten schon heute Realität ist, soll nun auch in Wiesbaden umgesetzt werden: Kostenloses und frei zugängliches öffentliches WLAN in der Innenstadt. Dafür will die Initiative Freifunk sorgen. Der Name Freifunk ist nicht schlecht gewählt: Der Wortbestandteil frei lässt diverse Deutungsmöglichkeiten zu, und auch Funk ist nicht uninteressant.

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Stressfaktor Selektor

Ein Wort ist in der vergangenen Zeit häufiger verwendet worden, ein Wort, das im Zusammenhang mit den Geheimdiensten NSA und BND, der Überwachung von Menschen und ihrer Kommunikation steht: Selektoren. Ein Fachwort, der Duden kennt es nicht, und doch kann man sich besonders im Kontext entfernt vorstellen, um was es sich handelt. Das Suffix -or bzw. -(a)tor ist äußerst produktiv und in der Regel ist die Ableitung recht transparent – aber eben doch nicht immer …

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