In Zeiten von Corona: Maske auf!

Teil 12: Ausdrücke und Wendungen im Zusammenhang mit Covid-19

So ist es richtig: Maske auf! (CC-Lizenz)

Im täglichen sprachlichen Umgang mit der Covid-19-Pandemie gibt es nicht nur einzelne Wörter, die besonders ins Ohr und Auge fallen. Auch bestimmte Gruppen von Wörtern und spezielle Wendungen treten vermehrt auf und sind besonders virulent. Interessant neben diesen Fügungen und ihrem Gebrauch selbst sind auch ihre zahlreichen Varianten. Für diesen Teil unserer sprachlichen Betrachtungen zum Corona-Virus haben wir uns einige Corona-Wortgruppen und Redewendungen genauer angesehen.

wegen, aufgrund und trotz Corona

Corona ist natürlich keine Wortgruppe. Aber der Ausdruck tritt sehr häufig in den Fügungen auf, die wir im Folgenden genauer betrachten. Das Wort steht dabei meist stellvertretend für die Krankheitsbezeichnung Covid-19, beispielsweise in dem Ausdruck Corona-Pandemie, wenn es heißt, jemand sei an Corona erkrankt oder wenn von der Zahl der Corona-Fälle die Rede ist. Der Ausdruck Corona kann aber auch für die gesamte Covid-19-Pandemie und ihre unmittelbaren Folgen stehen.

Veranstaltungen werden wegen Corona abgesagt oder verschoben, aufgrund der Pandemie bleiben Geschäfte geschlossen, der Schulunterricht findet – nun zum Teil digital – trotz Covid-19 statt. Mit den Präpositionen wegen, aufgrund und trotz werden Gründe oder vermeintliche Gegengründe ausgedrückt und sie sind natürlich nicht erst seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie in der Sprache präsent. Da aber die globale Krankheitswelle derzeit das Leben maßgeblich bestimmt und sie so der Grund – wegen Corona – für vieles (und manchmal – trotz Corona – doch kein Hindernis) ist, rücken Fügungen mit diesen Präpositionen besonders in den Vordergrund. Interessant ist, welche Ausdrücke als Ergänzung zu wegen, aufgrund und trotz auftreten: Werden Corona, das Corona-Virus, die Pandemie oder Covid-19 nicht konkret benannt, finden sich Formulierungen wie aufgrund der aktuellen Umstände, wegen der derzeitigen Lage oder trotz der gegebenen Situation. Da Covid-19 das beherrschende Thema ist, weiß man, was gemeint ist.

vor, nach und in Zeiten von Corona

Als klar wurde, wie gravierend die gesellschaftlichen Einschnitte durch die Covid-19-Pandemie sein würden, etablierte sich eine neue Zeitrechnung: vor und nach Corona. Wahlweise finden sich auch in diesen Fügungen anstelle von Corona andere, oft synonym verwendete Ausdrücke wie Pandemie oder Covid-19. Auf das Hier und Jetzt bezieht sich eine andere Wortfolge, die man auf die Formel X in Zeiten von Y bringen kann: Breitensport in Zeiten der Pandemie (dw.de, Deutsche Welle, 07.05.2020), Protest in Zeiten von Corona (sz.de, 11.04.2020), Kinderrechte in Zeiten von Covid-19 (unicef.de, 31.03.2020). Auch diese Fügung ist natürlich nicht auf den Kontext von Covid-19 festgelegt, im Zusammenhang mit der Krankheit und der Pandemie ergibt sich aber eine literarische Anspielung auf den bekannten Roman von Gabriel García Márquez, »Die Liebe in Zeiten der Cholera«.

Corona-Imperative?

Zwei Maßnahmen sollen besonders dazu beitragen, die Ausbreitung von Covid-19 zu bremsen: das Einhalten eines Mindestabstandes zu anderen Menschen und das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes. Hierzu haben sich die zwei Wendungen Abstand halten! und Maske auf! etabliert. Einerseits können diese Fügungen als eine Art Leitspruch verstanden werden, sie sind ihrer Form nach aber auch Aufforderungen: Infinitive wie Hinsetzen! und Fügungen, in denen Teile von Satzgliedern und des Prädikats ausgelassen werden – z. B. Hände hoch! – haben den Charakter barscher Befehle. In den sozialen Netzwerken haben sich #maskeauf und #abstandhalten indes als sogenannte Hashtags (also etwa ›Schlagworte‹) verbreitet.

Der Satz Bleiben Sie gesund! hat sich im Deutschen in der gesprochenen und in der geschriebenen Sprache inzwischen zu einer weit verbreiteten Verabschiedungsformel entwickelt. Der Adressatin oder dem Adressaten wird Gesundheit gewünscht. Die Stellung des Verbs und die Intonation (also der Verlauf der Betonung) entsprechen aber einem Imperativsatz, es schwingt also auch hier eine Aufforderung mit.

Wir bleiben zu Hause, Alles wird gut

Bei Wir bleiben zu Hause und Alles wird gut handelt es sich um Sätze, die man vielfach als Maximen auf Transparenten und hinter Fensterscheiben sieht, illustriert mit einem Regenbogen. Dieser Corona-Brauch soll in Italien seinen Anfang genommen haben, wo die Covid-19-Pandemie früh gravierende Ausmaße angenommen hatte und wo strikte Ausgangssperren verhängt worden waren. Ins Italienische übersetzt sich Alles wird gut! als Tutto andrà bene!; auch diese Variante sieht man hierzulande gelegentlich.

vorerst und bis auf Weiteres

Kontaktbeschränkungen, Geschäftsschließungen, Kurzarbeit, Geisterspiele. Wie lange diese Einschränkungen bestehen bleiben, ist oft noch nicht abzusehen; es wird also vage formuliert: vorerst oder bis auf Weiteres. Diese Wendungen liest man beispielsweise auf Aushängen an den Türen von Geschäften und Cafés oder in den Mitteilungen zum Home-Schooling der Kinder.

Solchen Corona-Texten widmen wir uns im übernächsten Beitrag in unserer Serie. In der kommenden Folge geht es aber erstmal um die Corona-Zahlen, allerdings nicht im Sinne der aktuellsten Statistiken. Bis dahin: Bleiben Sie gesund, und: Maske auf!

Zum Weiterlesen

Teil 1: Das haben Covid-19 und die Sonnenfinsternis gemeinsam
Teil 2: Bindestriche, coronamäßige Wortbildungen und jede Menge Absagen
Teil 3: Sprachliche Zweifelsfälle rund um Covid-19: Der Virus gehört in »Kwarantäne«!
Teil 4: Pandemie, Schwarzer Tod und andere Plagen: Eine kleine Begriffsgeschichte
Teil 5: Der Hamster in Zeiten der Krise
Teil 6: Korona … heute einmal (fast) ohne Virus
Teil 7: »Wir möchten unser Kind Corona nennen« … Corona im Namengut
Teil 8: Corona in der Welt: Ausgewählte Wörter in einzelnen Sprachen und Übersetzungsvarianten
Teil 9: Social Distancing, Hot-Spot und Triage: Fremdwörter im Zusammenhang mit Covid-19
Teil 10: Ebola-Virus, Spanische Grippe und Covid-19: Wonach werden Krankheiten, Erreger und Pandemien benannt?
Teil 11: coronafrei, vulnerabel und kontaktbeschränkt: die aktuellen Covid-19-Adjektive
Teil 13: 1,5 bis haushaltsübliche Menge: Die etwas anderen Corona-Zahlen
Teil 14: Corona-Texte: Anleitungen, Anträge, Bescheinigungen, Verordnungen und andere
Teil 15: Virus-Kampf, Notabitur und neue Helden: Kriegsmetaphern und Krisen-Begriffe im Diskurs um die Covid-19-Pandemie