Dialekte

Bedeutung von Lachodder

[F] In dem Roman »Exerzierplatz« von Siegfried Lenz (1985) kommt ein Wort vor, das ich noch nie gehört habe und das mir auch unerklärlich ist. Ein älterer Mann, der »Chef«, nennt den Jungen Bruno einmal Lachodder. Mit Lachen scheint es nichts zu tun zu haben.

[A] Der »Chef« kommt ja aus Ostpreußen, und an dieser Stelle wird von Lenz (der selbst dort geboren wurde) ein preußisches bzw. ostpreußisches Dialektwort gebraucht.

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Bedeutung von Gog/Goge

[F] In den schwäbischen Gedichten von Hans Lang, Schbatzaweisheit, lese ich ein Wort, das mir – und ich finde mich im Schwäbischen ganz gut zurecht – rätselhaft bleibt: Gog, Goge. Es ist eine Personenbezeichnung und wird insbesondere mit Beziehung zu Tübingen gebraucht, z. B.: »Do lacht der Gog.« Ich habe auch gehört, dass es Gogen-Witze gibt. Wissen Sie Näheres?

[A] Unsere süddeutschen Dialektwörterbücher geben schnell Aufschluss. Das Schwäbische Wörterbuch von Hermann Fischer (Band 3, 1911) kennt Gog bzw. Gage als »Bezeichnung für den Tübinger Weingärtner in gebildetem, besonders studentischem Munde«; die Gagerei ist in Tübingen die »›untere Stadt‹, der Wohnsitz der Gagen«.

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Herkunft und Bedeutung von Dusmanche

[F] Neulich habe ich von einer Mainzer Ärztin, sie ist etwa sechzig Jahre alt und ganz in ihrer Stadt verwurzelt, nach der Behandlung den Rat bekommen: »Nun mache Se mal ganz dusmanche.« Ich war recht ratlos. Was ist das für ein Wort, vielleicht dusmanche zu schreiben, quasi französisch, mit langem a und nasaliert ausgesprochen?

[A] Ihre Ärztin hat ein umgangssprachliches Wort gebraucht, einen Regionalismus, der in Mainz, aber auch in anderen Gegenden geläufig war bzw. noch ist und der auf das französische doucement im Sinne von ›sachte, behutsam, langsam‹ zurückzuführen ist.

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Herkunft und Verwendung von Bullesje

[F] Ein (Dorf-)Gefängnis wird in einigen Gebieten auch Bullesje genannt. Können Sie mir sagen, in welchen Dialekten dieses Wort gebräuchlich ist und wie es zustande kam?

[A] Gern nähern wir uns dieser Frage nach einem mundartlichen Begriff, wobei auf verschiedene Dialektwörterbücher zurückgegriffen wird. Außerdem spielen Wortbildungsmuster bei der Entstehung eine Rolle.

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Bezeichnung für das Grüne an der Erdbeere

[F] Unsere Erntehelfer fragten uns, wie das Grüne an der Erdbeere heißt. Im Dialekt sagen wir dazu Bubs, Bubbsi, Knubl oder Knubbsi, aber das ist bestimmt nicht richtig.

[A] Um richtig oder falsch geht es hier nicht. Dialekte und andere regionale Wörter haben eigene Gesetze und möglich ist, was gefällt bzw. was von anderen im Gespräch verstanden wird. Die von Ihnen gewählten Bezeichnungen deuten allgemein auf etwas Kleines, auch Niedliches hin.

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Was ist die Weiße Woche?

[F] Was bedeutet Weiße Woche in folgendem Zitat aus einem Roman von Hans Fallada, der in den 1940er Jahren spielt?

»Damals schenkte er mir das Armband. Es hat sehr viel gekostet; alles Geld, das er in einer Weißen Woche verdient hatte, gab er dafür.«

[A] Ohne größeren Kontext ist es schwierig herauszufinden, auf was sich die Weiße Woche in Falladas Roman bezieht. Zudem findet sich nur wenig Material zur Weißen Woche, dennoch konnten wir zwei verschiedene Verwendungskontexte des Ausdrucks erschließen.

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Herkunft von stiften gehen

[F] Bei einem »Stiftermahl« für eine gemeinnützige Einrichtung kam die Frage auf, wie die Wendung stiften gehen im Sinne von ›abhauen, sich verdrücken‹ entstanden sein mag. In den Lexika, die mir vorliegen, auch bei Lutz Röhrich, findet sich der Ausdruck wohl erwähnt, aber ohne Erklärung. Könnte nicht das Wort Stift in der Bedeutung ›etwas Geringes, Kleinigkeit‹ – man vergleiche Stift als ›Lehrling‹ – der Ausgangspunkt sein? Wer sich schnell aus dem Staub macht, »sich dünne macht«, wirkt nur noch wie ein Strich in der Landschaft?

[A] Der Ausdruck stiften gehen, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts geläufig ist und in vielen Wörterbü­chern, auch Dialektwörterbüchern, ver­zeich­net wird, ist trotz verschiedener Deu­tungsversuche noch nicht plausibel und sicher erklärt.

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Konjugation von backen

[F] Das Verb raten wird in der 2. und 3. Person Singular doch wohl stark gebeugt, also rätst – rät. In einer Zeitungsüberschrift lese ich nämlich heute: »Der Ministerpräsident ratet« – gemeint ist, dass er rätselt, ein Rätsel zu lösen hat.
Bei dieser Gelegenheit: Ich wüsste auch gern, wie man das Verb backen konjugiert: backst – backt oder bäckst – bäckt. Vielleicht spielt mein Heimatdialekt, ich komme aus Augsburg, eine Rolle.

[A] Bei backen stellt es sich anders dar. Hier stehen heute beide Formen als Varianten nebeneinander: bäckst – bäckt und (wie es scheint, zunehmend und mehrheitlich) backst – backt. So stellen es auch die Grammatiken und Wörterbücher zur Gegenwartssprache dar.

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Konjugation von raten

[F] Das Verb raten wird in der 2. und 3. Person Singular doch wohl stark gebeugt, also rätst – rät. In einer Zeitungsüberschrift lese ich nämlich heute: »Der Ministerpräsident ratet« – gemeint ist, dass er rätselt, ein Rätsel zu lösen hat.

Bei dieser Gelegenheit: Ich wüsste auch gern, wie man das Verb backen konjugiert: backst – backt oder bäckst – bäckt. Vielleicht spielt mein Heimatdialekt, ich komme aus Augsburg, eine Rolle.

[A] Sie haben recht, die Gegenwartsformen von raten in der 2. und 3. Person Singular werden mit Umlaut gebildet: du rätst, er/sie/es rät – so jedenfalls in der Standardsprache.

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