Herkunft

Umbenennung der Hartz IV-Gesetze

[F] Ein Rundfunksender leitete die Frage an uns weiter, ob die Hartz-IV-Gesetze aufgrund der Verurteilung des Namengebers zu einer Bewährungsstrafe nicht umbenannt werden sollten?

[A] Der Ausdruck Hartz IV, den die GfdS 2004 zum »Wort des Jahres« (vgl. Der Sprachdienst, H. 1/2005, S. 2 ff.) gewählt hat, ist folgendermaßen in die deutsche Sprache gelangt.

[weiterlesen]

Herkunft von Gutmensch

[F] Können Sie mir etwas über den neuerdings gern verwendeten Ausdruck Gutmensch mitteilen? Besonders würde mich interessieren, in welchem Zusammenhang und von wem dieses Wort erstmals gebraucht wurde, sofern man das feststellen kann.

[A] Unser Erstbeleg zu Gutmensch stammt aus dem Jahr 1985: In der US-amerikanischen Zeitschrift Forbes wurde Gutmensch auf den damaligen Gewerkschaftsführer Franz Steinkühler (IG Metall) bezogen.

[weiterlesen]

Herkunft von Gründonnerstag

[F] In der Sendung »Wie schlau ist Deutschland?« am 5. April 2007 im ZDF behauptete der Moderator, Herr Johannes B. Kerner, das Wort Gründonnerstag sei abgeleitet von dem Wort grînen, greinen ›weinen, klagen‹. Können Sie diese Deutung bestätigen?

[A] Nein. Die Herleitung des Wortes Gründonnerstag von grînen, greinen ist in keinem ernst zu nehmenden deutschen Wörterbuch zu finden, weder im »Deutschen Wörterbuch« der Brüder Grimm noch im »Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache« von Kluge/Seebold noch in der neuesten (30.) Auflage der »Brockhaus-Enzyklopädie«.

[weiterlesen]

Herkunft von Graswurzel

[F] Ich habe schon häufiger von Wörtern gehört oder gelesen, die mit dem pflanzlichen Namen Graswurzel begannen, etwa Graswurzelbewegung oder Graswurzeldemokratie. Wie kommt es zu der Verbindung von zwei völlig verschiedenen Begriffen, was genau ist darunter zu verstehen und seit wann gibt es die Verbindung des botanischen Namens mit politischen und gesellschaftlichen Begriffen?

[A] Die Ausdrücke Graswurzelbewegung, –demokratie, –revolution sind wohl seit Ende der sechziger Jahre geläufig. Belege aus unserer Sprachdokumentation führen mindestens ins Jahr 1982 zurück – zwei davon habe ich für Sie kopiert.

[weiterlesen]

Zusammenhang zwischen Goggolori und Genius cucullatus

[F] Haben die beiden Fabelwesen, der bayrische Goggolori und der genius cucullatus, sprachlich einen Zusammenhang? Und gibt es eine Verbindung zum mittelhochdeutschen gokeler?

[A] Wie so oft in Dingen der Sprachgeschichte stochert man bei dem netten Goggolori etwas im Nebel, so niedlich er auch sein mag. Auch ist er interessanterweise in keinem gängigen mythologischen Lexikon verzeichnet.

[weiterlesen]

Bedeutung von Gog/Goge

[F] In den schwäbischen Gedichten von Hans Lang, Schbatzaweisheit, lese ich ein Wort, das mir – und ich finde mich im Schwäbischen ganz gut zurecht – rätselhaft bleibt: Gog, Goge. Es ist eine Personenbezeichnung und wird insbesondere mit Beziehung zu Tübingen gebraucht, z. B.: »Do lacht der Gog.« Ich habe auch gehört, dass es Gogen-Witze gibt. Wissen Sie Näheres?

[A] Unsere süddeutschen Dialektwörterbücher geben schnell Aufschluss. Das Schwäbische Wörterbuch von Hermann Fischer (Band 3, 1911) kennt Gog bzw. Gage als »Bezeichnung für den Tübinger Weingärtner in gebildetem, besonders studentischem Munde«; die Gagerei ist in Tübingen die »›untere Stadt‹, der Wohnsitz der Gagen«.

[weiterlesen]

Bedeutung von Freisitz

[F] Bei einem Spaziergang durch Leipzig gingen die Meinungen darüber auseinander, was ein Freisitz ist. Dieser befindet sich oft im Umfeld von Gaststätten, es kann sich deshalb wohl kaum um einen Hochsitz handeln?

[A] In der Tat vermutet man in anderen Regionen des deutschen Sprachraumes oder ohne diesen städtischen Kontext oft, dass es sich bei diesem Wort um den Platz handelt, von dem aus der Förster oder Jäger den Wald und die Tiere beobachtet.

[weiterlesen]

Herkunft von Frackigkeit

[F] Das Wort Frackigkeit ist mir geläufig; es gibt auch einige Treffer bei Google. Allerdings finde ich nichts in den einschlägigen Wörterbüchern von Duden bis Wahrig. Können Sie mir mehr dazu sagen?

[A] Besten Dank für Ihre interessante Anfrage, der ich gleich nachgegangen bin – weil mir dieser Ausdruck unbekannt war bzw. weil ich ihn nur auf das Kleidungsstück Frack bezogen hätte. Einem Kollegen, der das Rheinische gut kennt, war das Adjektiv frackig im Sinne von ›frech, boshaft‹ nicht fremd, und so vertiefte ich mich in die einschlägigen Dialektwörterbücher.

[weiterlesen]

Bedeutung von Endesunterfertigter

[F] In einem Zeitungsartikel stolperte ich neulich über das Wort Endesunterfertigter. Nachdem ich – nach einigen Anläufen – die Silben- und Wortgrenzen identifiziert habe, frage ich mich: Mit wem oder was habe ich es hierbei zu tun?

[A] Dem Wort Endesunterfertigter begegnet man in der Tat in der Alltagssprache weniger häufig, und so verwundert es nicht, dass zunächst ein Verständnisproblem auftritt, gerade, was die Wortgrenzen betrifft.

[weiterlesen]

Herkunft und Bedeutung von Dusmanche

[F] Neulich habe ich von einer Mainzer Ärztin, sie ist etwa sechzig Jahre alt und ganz in ihrer Stadt verwurzelt, nach der Behandlung den Rat bekommen: »Nun mache Se mal ganz dusmanche.« Ich war recht ratlos. Was ist das für ein Wort, vielleicht dusmanche zu schreiben, quasi französisch, mit langem a und nasaliert ausgesprochen?

[A] Ihre Ärztin hat ein umgangssprachliches Wort gebraucht, einen Regionalismus, der in Mainz, aber auch in anderen Gegenden geläufig war bzw. noch ist und der auf das französische doucement im Sinne von ›sachte, behutsam, langsam‹ zurückzuführen ist.

[weiterlesen]