Herkunft

Herkunft von Oschatz

[F] Bei meinem letzten Besuch in Oschatz/Sachsen las ich in dem kleinen »Stadtporträt« als Erklärung des Ortsnamens: »Nach einer Sage soll ein deutscher Kaiser einst mit seiner Gemahlin in die Nähe des Dölzebachs im Lande Meißen gekommen sein, wo man gerade mit der Erbauung einer Stadt beschäftigt war. Der Kaiser hörte, die Stadt hätte noch keinen Namen, also forderte er im Scherz seine Gemahlin auf, einen solchen zu finden, und diese, welche nicht gleich auf einen passenden gekommen, antwortet: »O‘ Schatz,…« Da soll der Kaiser freudig ihre beiden ersten Worte zusammengezogen und dem Ort den Namen Oschatz beigelegt haben.« Das ist eine hübsche, aber keine glaubhafte Geschichte. Wie ist der Ortsname wirklich zu erklären?

[A] Natürlich ist die Geschichte erfunden. Der Ortsname Oschatz ist slawischen Ursprungs und geht auf ein altsorbisches Wort *osěč (osěk) ›Verhau‹ (›durch einen Verhau, eine Verschanzung umgebener Ort‹) oder ›Siedlung auf gerodeter Fläche‹ zurück.

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Herkunft von nichtsdestotrotz

[F] Immer wieder begegnet mir das Wort nichtsdestotrotz, das doch eigentlich ein »Unwort« ist, eine Mischung von nichtsdestoweniger und trotzdem. Diese Verballhornung war ja wohl früher einmal witzig gemeint und ist dann in die Umgangssprache eingegangen. Doch jetzt wird sie anscheinend immer »offizieller«, wird in den öffentlich-rechtlichen Medien und in seriösen Vorträgen verwendet. Seit wann ist sie übrigens bekannt?

[A] Der Ausdruck nichtsdestotrotz – um mit Ihrer letzten Frage zu beginnen – ist auf jeden Fall schon im 19. Jahrhundert aufgetreten. Heinz Küpper schreibt in seinem Wörterbuch der deutschen Umgangssprache (4. Auflage, 1965): »Wahrscheinlich in Berlin entstanden« und nennt als Jahr »1890«.

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Herkunft von Muffin

[F] Seit einigen Jahren sind auch hierzulande die Muffins sehr beliebt, die kleinen runden Kuchen, oft mit Beeren gefüllt. Wie ist aber das Wort selbst zu erklären? In den Wörterbüchern, die mir zur Hand sind, finde ich an sich nur die Grundbedeutung ›Gebäck aus Hefeteig‹, allenfalls heißt es »Herkunft ungeklärt«.

[A] Dieses Wort gibt tatsächlich noch Rätsel auf. Dass es aus dem Englischen kommt, liegt auf der Hand, doch auch für diese Sprache ergeben sich Fragen.

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Herkunft von lobhudeln

[F] Ich höre des Öfteren den Ausdruck lobhudeln, allerdings meist in negativem Zusammenhang. Woher kommt dieser Ausdruck und mit welchem Kasus muss das darauffolgende Nomen stehen?

[A] Der Ausdruck lobhudeln geht zurück auf das Verb hudeln und findet mit dem Verweis auf hudeln als ›plagen‹ oder ›quälen‹ neben der ursprünglichen substantivischen Verwendung von Hudel als ›Fetzen‹ oder ›Lumpen‹ bereits im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm Erwähnung.

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Verwendung von Lebensraum

[F] Kürzlich benutzte ich das Wort Lebensraum in einer Textanalyse. Es ging darum, dass der Leser nicht erfuhr, in welchem Lebensumfeld sich eine bestimmte Person in diesem Stück befindet, und so schrieb ich, dass wir nicht wissen, in welchem Lebensraum er sich bewegt. Ich wurde darauf hingewiesen, das Wort Lebensraum nicht zu benutzen, da es aus der nationalsozialistischen Zeit negativ besetzt sei. Sensibilisiert, fiel mir dieses Wort kurz darauf in einer Fernsehsendung auf – hier ging es um den Lebensraum bestimmter Tiere. Können Sie mir etwas zu diesem Thema sagen?

[A] Dass das Wort Lebensraum in der nationalsozialistischen Propaganda eine Rolle gespielt hat, steht außer Frage. Einige Sprachwissenschaftler/- innen haben daraus in der Tat die These abgeleitet, dass man Lebensraum (neben anderen ideologisch »vorbelasteten« Wörtern) heute nicht mehr neutral verwenden könne.

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Herkunft von langer Hafer

[F] Im Bekanntenkreis wurde kürzlich die Redewendung vom langen Hafer benutzt, aber keiner von uns konnte sie erläutern. Wir einigten uns schließlich darauf, dass zu unserer Kindheit langer Hafer nichts Gutes bedeutete. Je nach Verfehlung kam die Gardinenpredigt oder es setzte Hiebe. Der Ursprung dieser Redewendung ist uns aber allen nicht klar. Können Sie uns bei der Deutung helfen?

[A] Der Ausdruck langer Hafer war uns bislang unbekannt, wir konnten ihn aber anhand unserer Dialektwörterbücher auffinden. Die Bezeichnung ist alt, sie kommt aus dem Umkreis der Kutscher bzw. der Bauern und bezieht sich als bildliche Redewendung auf den Hafer, das Hauptfutter der Pferde.

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Bedeutung von Lachodder

[F] In dem Roman »Exerzierplatz« von Siegfried Lenz (1985) kommt ein Wort vor, das ich noch nie gehört habe und das mir auch unerklärlich ist. Ein älterer Mann, der »Chef«, nennt den Jungen Bruno einmal Lachodder. Mit Lachen scheint es nichts zu tun zu haben.

[A] Der »Chef« kommt ja aus Ostpreußen, und an dieser Stelle wird von Lenz (der selbst dort geboren wurde) ein preußisches bzw. ostpreußisches Dialektwort gebraucht.

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Genus von Koryphäe

[F] Wir haben Schwierigkeiten mit einem Wort, das »korifäe« gesprochen wird. Wir hören es zwar immer wieder, können es aber nicht in Wörterbüchern finden. Wie schreibt man dieses Wort und woher kommt es?

[A] Diese Frage wurde schon öfter gestellt. Leicht begeht man hier den ›Fehler‹, dieses alte Fremdwort, das einen ausgewiesenen Fachmann bzw. eine ausgewiesene Fachfrau auf einem bestimmten Gebiet bezeichnet, in (Fremd-)Wörterbüchern unter dem Buchstaben C zu suchen, statt unter K.

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Vorkommen von kiesen, erkiesen

[F] Bei der Lektüre der Garten-Kolumne einer Zeitung bin ich über den Satz »Ich erkieste mir die Erdbeere als Lieblingsfrucht« gestolpert. Was ist das für ein merkwürdiges Verb? Gibt es das überhaupt?

[A] Ja, das Wort kiesen bzw. erkiesen gibt es, doch wird es heute nur noch selten verwendet. Und wenn, dann meist in der gehobenen Sprache und oft mit einem ironischen Unterton. Kiesen oder erkiesen bedeutet, ›etwas prüfend zu wählen‹.

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Herkunft von keulen

[F] Wo kommt eigentlich dieses Wort her, das man jetzt im Zusammenhang mit der Vogelgrippe so oft hört: keulen? Tiere werden getötet, auch auf Verdacht. Meine Wörterbücher sagen zu diesem Ausdruck leider nichts aus.

[A] Hier liegt – und dies ist wohl so naheliegend, dass man es nicht wahrhaben will – das Substantiv Keule zugrunde, und keulen ist im also ursprünglichen Sinne als ›mit der Keule niederschlagen, töten‹ zu verstehen.

Das Verb keulen ist im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm verzeichnet (Band 5, 1873), »mit der keule niederschlagen«, auch niederkeulen.

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