29. Juli 2022
Im Fokus: Verständliche Rechts- und Verwaltungssprache
Gesetze oder Schreiben vom Amt sind für viele Menschen schwer zu verstehen. Das liegt unter anderem daran, dass die Rechtssprache eine Fachsprache mit spezifischen Besonderheiten ist. Aber müssen Rechts- und Verwaltungstexte wirklich so kompliziert sein, wie sie es häufig sind? Die GfdS findet: nein! Und sie setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass Gesetze und Verordnungen, aber auch Formulare und Schreiben von Behörden verständlicher werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, betreiben wir bereits seit 1966 den Redaktionsstab der Gesellschaft für deutsche Sprache beim Deutschen Bundestag, der dafür sorgen soll, dass Gesetze verständlicher werden. Zusätzlich geben wir regelmäßig Seminare zur Verwaltungssprache für Behörden und andere Einrichtungen, damit möglichst viele das sogenannte »Schreiben vom Amt« besser verstehen können.
In unserem Fokusmonat Juli informieren wir über unsere Aktivitäten im Bereich der verständlichen Rechts- und Verwaltungssprache.
Schwerpunkt: Verständliche Rechts- und Verwaltungssprache
Die verständliche Rechtsprache und die bürgernahe Verwaltungssprache gehören zu den Schwerpunktthemen der GfdS. Auf unserer Schwerpunktseite informieren wir über die verschiedenen Bereiche der Rechts- und Verwaltungssprache und deren Besonderheiten. Außerdem stellen wir unsere Arbeit in diesen Bereichen vor.
Der Redaktionsstab der GfdS beim Deutschen Bundestag
Bereits seit 1966 betreibt die GfdS den Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Redaktionsstabs haben die Aufgabe, Gesetze und andere Texte, die im Bundestag entstehen, auf sprachliche Richtigkeit und Verständlichkeit zu prüfen. Darüber hinaus bieten sie eine Sprachberatung für Abgeordnete, Fraktionen und die Bundestagsverwaltung an. Mehr über die Arbeit des Redaktionsstabs erfahren Sie hier.
Beitrag in Der Deutschunterricht zu verständlicher Verwaltungssprache
Dr. Andrea-Eva Ewels und Dr. Lutz Kuntzsch beschreiben in ihrem Beitrag »Fairständliche Verwaltungssprache. Leitsätze und Anwendung in der Praxis« die Bemühungen der GfdS um eine bürgernahe Verwaltungssprache. Sie stellen Leitfäden der GfdS vor, die aus der praktischen Arbeit mit Verwaltungstexten heraus entstanden sind. Der Beitrag ist in dem Themenheft Leichte und faiständliche Sprache der Zeitschrift Der Deutschunterricht erschienen.
Leitfäden für verständliches Schreiben
Für Behörden und andere staatliche Einrichtungen hat die GfdS bereits einige Broschüren zum Thema verständliches Schreiben verfasst, darunter die Broschüre Klartext in Wiesbaden. Leitsätze für eine bürgerfreundliche Verwaltungssprache für Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der Stadt Wiesbaden oder zwei Broschüren zum verständlichen Schreiben für die Unfallkasse Berlin und die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. Zurzeit arbeiten wir an einem Praxisleitfaden, der die Bereiche »bürgernahe Verwaltungssprache«, »Gendern« und »Rechtschreibung« umfasst.
Umfrage: Wie denken die Deutschen über die Rechts- und Verwaltungssprache?
Die GfdS hat in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e. V. (AsKI) und dem Zentrum für Rechtslinguistik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine repräsentative Umfrage zu Erfahrungen der Bevölkerung mit der Rechts- und Verwaltungssprache initiiert. Durchgeführt wurde die Umfrage vom Institut für Demoskopie Allensbach. Was die Deutschen über die Rechts- und Verwaltungssprache denken und was sie besonders stört, lesen Sie hier.
Seminare und Workshops zu verständlicher Rechts- und Verwaltungssprache
Die GfdS hält regelmäßig Seminare in den Bereichen »bürgernahe Verwaltungssprache« und »verständliche Rechtsprache« ab. Diese richten sich insbesondere an Behörden und Institutionen in Bund und Ländern, aber auch Firmen und private Einrichtungen können Seminare bei uns buchen.
Bibliographie zur verständlichen Rechts- und Verwaltungssprache
Die GfdS hat einige Beiträge zur bürgernahen Verwaltungssprache und zur verständlichen Rechtssprache veröffentlicht. Unsere Beiträge sowie eine Auswahl an weiteren Titeln zum Thema »verständliche Rechts- und Verwaltungssprache« finden Sie in unserer Auswahl-Bibliographie.
Zum Weiterlesen
In unseren Zeitschriften Der Sprachdienst und Muttersprache sind einige Beiträge zum Thema »verständliche Rechts- und Verwaltungssprache« erschienen – hier eine Auswahl (die verlinkten Artikel und Hefte können Sie direkt über unseren Shop bestellen, alle anderen über den Link unten):
Muttersprache:
- 1/2018: Sibylle Hallik: Richtigkeit und Verständlichkeit. Aus der Arbeit des Redaktionsstabs der Gesellschaft für deutsche Sprache beim Deutschen Bundestag
- 4/2013: Gruntar Jermol, Ada: Linguistisches Wissen als Conditio sine qua non beim Übersetzen juristischer Texte – Zur Bedeutung des Texttyps und der Textsorte im Recht
- 1/2013: Öncü, Mehmet Tahir: Recht und Rechtssprache der modernen Türkei im Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident
- 2/2009 und 3/2009: Themenheft (2 Teile): English only? Was wird aus Deutsch und den anderen europäischen Sprachen? [direkt zu den Heften]
- 6/2007: Themenheft: Verständlichkeit als Bürgerrecht? Die Rechts- und Verwaltungssprache in der öffentlichen Diskussion (Symposion) [direkt zum Heft]
- 3/2004: Fluck, Hans-Rüdiger: Sprachliche Aspekte der Bürger-Verwaltungs-Kommunikation – Situationsbeschreibung und Forschungsperspektiven
- 1/2003: Schwintowski, Hans-Peter: Die Bedeutung interdisziplinären Arbeitens von Rechts- und Sprachwissenschaft
- 1/2003: Schendera, Christian: Verständlichkeit von Rechtstexten und ihre Optimierung
- 4/2002: Eichhoff-Cyrus, Karin M.: Neues Recht: Sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter vor dem Gesetz. Wohin hat sich die Rechtssprache unter dem Einfluss der feministischen Linguistik entwickelt?
- 4/2001: Blaha, Michael/Fluck, Hans-R./Förster, Michael/Händel, Daniel: Verwaltungssprache und Textoptimierung – ein Bochumer Pilotprojekt und seine Evaluation
- 1/1994: Grabrucker, Marianne: Neue Wege in der Rechtssprache
- 1/1989: Busse, Dietrich: Sprachwissenschaftliche Terminologie. Verständlichkeits- und Vermittlungsprobleme der linguistischen Fachsprache
- 3/1984: Guentherodt, Ingrid: Androzentrische Sprache in deutschen Gesetzestexten und der Grundsatz der Gleichbehandlung von Männern und Frauen
- 4/1982: Otto, Walter: Erwartungen an die Rechts- und Verwaltungssprache der Zukunft
- 4/1981: Fotheringham, Heinz: Rechtsnormen – Verwaltungsnormen – Sprachnormen
Der Sprachdienst:
- 5–6/2019: Sibylle Hallik: Die Sprachberatung des Redaktionsstabs der GfdS beim Deutschen Bundestag [direkt zum Artikel]
- 5/2011: Lutz Kuntzsch: »Deutsch in Österreich und Deutschland mit besonderer Berücksichtigung der Rechts- und Verwaltungssprache«. Tagungsbericht
- 3–4/2011: Helmut Ebert: Sprache, Recht und Verwaltung
- 4/2008: Vera Steiger und Lisa Irmen: Möglichkeiten geschlechtergerechten Formulierens in juristischen Texten
- 3/2007: Sibylle Hallik: Sprache und Recht. Arbeitstreffen einer schweizerischen und einer deutschen Delegation zu Fragen der Gesetzesredaktion
- 2/1997: Karin M. Frank-Cyrus und Margot Dietrich: Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in Gesetzestexten
- 5/1989: Johann Knobloch: Rechtsfragen sind Sprachfragen. Über die Verwechselbarkeit von Warenzeichen am Beispiel Diarent und Dilavert
- 7–8/1981: Herbert Heckmann: Plädoyer für eine bürgernahe Gesetzessprache
- 11/1980: Otto Nüssler: Angemessen – eindeutig – kurz. Forderungen an die Gesetzes- und Verwaltungssprache
- 4/1980: Helmut Seiffert: Fünf Thesen zur »Verständlichkeit«
- 2/1978: »Wa«: Ein neuer Anlauf in Bonn. Die Gesetze sollen verständlicher werden
Weitere Fokusthemen
Februar: Die Sprachberatung der GfdS
März: Geht die deutsche Sprache den Bach runter?
April: Wie entwickelt sich unser Wortschatz?
Mai: Namen
Juni: Leichte Sprache und Einfache Sprache
August: Angebote für Sprachinteressierte
September: Kooperationen der GfdS
Oktober: Sprachberatung in Zahlen
November: Relevanzthema Nachhaltigkeit
Dezember: Wörter des Jahres