November 2022

Im Fokus: Relevanzthema Nachhaltigkeit

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Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt längst nicht mehr nur vereinzelte Gruppierungen in der Gesellschaft, sondern ist zu einem Schlagwort unserer Zeit geworden. Zwar gehört die Beschäftigung mit Umweltfragen nicht per se zur Aufgabe eines Sprachvereins; dennoch gibt es nichtsprachliche Themen, die eine derartige gesellschaftliche Relevanz, gar Brisanz erhalten, dass auch wir aus unserer sprachlichen Perspektive genauer hinsehen. Stellvertretend für derartige Schwerpunktthemen stellen wir hier unsere Arbeit zum Begriff Nachhaltigkeit vor.

Dazu haben wir in unseren Arbeitsbereichen und Rubriken Wörter des Jahres, Wortschatz, Podcast, Zeit-Wörter und in unseren Zeitschriften bereits Inhalte veröffentlicht. Sehen Sie selbst!

Wörter des Jahres

Wort des Jahres 2007: »Klimakatastrophe«

Dass schon in den 1970er-Jahren vor den Folgen eines voranschreitenden Klimawandels gewarnt wurde, dürfte bekannt sein. Gut dreißig Jahre später war nicht mehr die Rede von einem bloßen Wandel, sondern von einer Katastrophe, die uns bevorsteht, wenn wir nicht umgehend etwas dagegen unternehmen. So wurde im Jahr 2007 »Klimakatastrophe« zum Wort des Jahres gewählt. Dieser Ausdruck kennzeichnet prägnant die bedrohliche Entwicklung, die der Klimawandel nimmt, und zwar nicht nur in jenem Jahr. Inzwischen sind weitere 15 Jahre ins Land gegangen, und wir müssen uns fragen: Was ist die Steigerungsform von Katastrophe?

Wort des Jahres 2018: »Heißzeit«

Im Jahr 2018 wurde erneut ein Wort aus dem Bereich Klima(wandel) zum Wort des Jahres gewählt: »Heißzeit«. Das Wort thematisierte einen extremen Sommer, der gefühlt von April bis November dauerte. Auch hiermit wird auf eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts, den Klimawandel, aufmerksam gemacht. Darüber hinaus ist Heißzeit eine interessante Wortbildung. Mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit erhält der Ausdruck über die bloße Bedeutung ›Zeitraum, in dem es heiß ist‹ hinaus eine epochale Dimension und verweist möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode.

Wortschatz

Klima und Sprache

Wörter wie Klimawandel, Klimakrise oder Erderwärmung sind seit einigen Jahren zunehmend präsenter in unserem Sprachgebrauch. Als Gesellschaft für deutsche Sprache beobachten wir, welche Ausdrücke in diesem Kontext treffend sind, und analysieren, ob es so etwas wie eine klimagerechte Sprache in der Gesellschaft gibt.

Gerade im Kontext der Klimakrise und -politik sollten präzise Begriffe zur Darstellung verwendet werden. Der Terminus Klimawandel wird beispielsweise häufig als zu schwach, passiv und harmlos bezeichnet. Und warum wird die Erhitzung der Erde mit dem Ausdruck Erderwärmung beschönigt? Wir haben prägnante Wörter aus dem aktuellen Wortschatz gesammelt und stellen einige hier vor.

Podcast

Folge 14: Nachhaltigkeit: Etymologie und historische Wurzeln

Kaum ein Wort hat sich in den letzten Jahren so stark entwickelt wie der Ausdruck Nachhaltig(keit). Die meisten wissen zwar, worum es geht, wenn davon die Rede ist; doch was das Wort eigentlich genau bedeutet und wo es – auch im Hinblick auf seine gesellschaftspolitische Relevanz – seinen Ursprung hat, ist vielen nicht bewusst. Diese Folge widmet sich daher einigen Fragen rund um den Nachhaltigkeitsbegriff und beschäftigt sich mit der Etymologie des Wortes sowie seiner der Entwicklung in Wortschatz und Gesellschaft.

Folge 15: Nachhaltigkeit (Teil 2)

Im zweiten Teil unseres Wortcasts zum Thema Nachhaltigkeit sprechen wir mit Hella Frey vom Umweltamt Wiesbaden. Sie erklärt uns, was Nachhaltgkeit in der Gesellschaft bedeutet und was wir tun können, um zur Nachhaltigkeit beizutragen: Was sind die SDGs? Ab wann ist Konsum nachhaltig? Wie und wo können wir mit unserem alltäglichen Konsum den größten Unterschied machen? All diesen Fragen widmen wir uns gemeinsam mit Frau Frey, die uns aufschlussreiche Antworten und wertvolle Tipps liefert.

Zeit-Wörter

Nachhaltig

Mit zunehmender Dringlichkeit der Diskussion um den Klimawandel und seine Folgen sowie die Eindämmung der Auswirkungen, aber auch in Bezug auf den fairen Umgang mit Menschen und Tieren ist schon vor einigen Jahren ein Wort auffallend häufig verwendet worden: das Adjektiv nachhaltig. Doch wer nun glaubt, es handle sich um ein relativ neues Wort, liegt falsch. Erstens wurde das Wort schon zu Goethes Zeiten verwendet, zweitens wird mittlerweile seit Jahrzehnten vor einer Klimakrise gewarnt, sodass sich nachhaltig inzwischen zu einem Schlagwort in der Klimadiskussion entwickelt hat.

Erneuerbare Energien

Das Thema der erneuerbaren Energien ist nicht neu, aber es ist aktueller denn je. Mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine und mit den derzeitigen Spannungen im politischen Weltgefüge hat es eine neue Brisanz erreicht. Zwar sind bereits Pläne und Vorhaben ins Auge gefasst und Gesetze erlassen worden, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben, um einerseits das Klima zu schonen und andererseits die Abhängigkeit von fossilen und damit endlichen Energien zu reduzieren, doch nun hat der Ukrainekrieg dafür gesorgt, dass diese ziemlich durcheinandergeraten sind.

Doch wie immer wird dies kein politisches Für-und-Wider, sondern eine sprachliche Betrachtung der beteiligten Wörter und Ausdrücke.

Es geht um die Wurst

2016 begann die Diskussion: Mit der Begründung, die Bezeichnungen veganer und vegetarischer Produkte als Wurst oder Fleisch seien irreführend, wollte der damalige Agrarminister Christian Schmidt diese – also die Bezeichnungen – verbieten und damit zum Verbraucherschutz beitragen. Vegetarische oder vegane Fleischimitate sollten eigene Namen bekommen und nicht mehr die Bezeichnungen »echter« Fleischprodukte tragen. Eine Wurst ist eine Wurst ist eine Wurst – eine vegane Wurst ist ein Paradoxon. Stimmt denn das?

E-Wörter

E wie elektronisch: Mit der E-Mail – so ist zu vermuten – fing alles an. Ende der 1980er Jahre begann ihre weltweite Verbreitung, seit 1996 ist das Wort im Duden verzeichnet, und auch die Rechtschreibung hat sich des Wortes angenommen.

Inzwischen ist die E-Mail nicht mehr allein: Viele weitere E-Wörter haben sich hinzugesellt, und gerade in jüngerer Zeit fallen Sie verstärkt ins Auge. Grund genug, den Wörtern auf E(lektro)- nicht nur ein Zeit-Wort, sondern ein ganzes Zeit-Wortfeld zu widmen.

Home-Office

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit kannten es viele nur vom Hörensagen, nicht aus eigener Erfahrung, doch mittlerweile ist es für einen guten Teil der Bevölkerung zu einem festen Bestandteil des Arbeitsalltags geworden, zur Basis des Schaffens sozusagen: das Home-Office.
Gerade in der heutigen Zeit, vor dem Hintergrund von Corona und Energiesparmaßnahmen, erfährt nicht nur die Sache an sich, sondern auch das Wort eine Hochkonjunktur – eine gute Gelegenheit, es zum Zeit-Wort zu machen.

Hybrid

Woran denken Sie bei diesem Wort als Erstes? An Autos, die sowohl von einem Elektro- als auch einem Verbrennungsmotor angetrieben werden? Oder hat sich in der Corona-Zeit auch die Verwendung des Wortes in Verbindung mit einer neuen Form von Veranstaltungen in ihrer Wahrnehmung durchgesetzt? Beide sind nämlich in der heutigen Zeit die frequentesten Verwendungsweisen dieses Wortes.

Was dem Wort Hybrid, als Adjektiv hybrid, ursprünglich zugrunde liegt und in welcher Weise es sich aktuell weiterentwickelt, wird im Folgenden näher betrachtet.

Artikel in unseren Zeitschriften

Michael Rödel: Nachhaltigkeit – Karriere eines Schlüsselworts

Sprachdienst 5–6/2005

Michael Rödel befasst sich in seinem Aufsatz mit den Begriffen nachhaltig und Nachhaltigkeit, die seiner Beobachtung nach in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur eine erhöhte Frequenz erhalten, sondern ebenso eine Bedeutungsänderung durchlaufen haben. Darüber hinaus analysiert er, wie das Wort Nachhaltgkeit in den Wahlprogrammen der Parteien für die Bundestagswahl 2005 gebraucht wurde. Die Begriffsgeschichte des Wortes bewertet er als Instrument, das in der Lage ist, gesellschaftliche Entwicklungen zu offenbaren.

Vincent Balnat: Klima als Schlüsselwort in deutschsprachigen Medien

Teil 1: Wortbildung und Frequenz (Muttersprache 1/2021)
Teil 2: Bedeutungsentwicklung und diskursiver Kontext (Muttersprache 2/2021)

In diesem zweiteiligen Aufsatz geht es um den Ausdruck Klima und dessen Entwicklung von einem ursprünglich fachsprachlichen Terminus zu einem Schlüsselwort der umweltpolitischen Diskussion. Die Medienberichterstattung spielt dabei eine zentrale Rolle. Auf der Grundlage der Ergebnisse gezielter Recherchen im Deutschen Referenzkorpus wird im vorliegenden Beitrag ermittelt, wie häufig Klima-Bildungen seit ca. 1950 verwendet werden. Im zweiten Teil des Beitrags (Folgeheft 2/2021) wird die Bedeutungsverschiebung von Klima untersucht und auf die Klassifikation von Klima-Komposita eingegangen. Die metaphorischen Bereiche, denen sich häufig verwendete Klima-Komposita zuordnen lassen, werden abschließend kurz dargestellt.

Weitere Fokusthemen

Februar: Die Sprachberatung der GfdS
März: Geht die deutsche Sprache den Bach runter?
April: Wie entwickelt sich unser Wortschatz?
Mai: Namen
Juni: Leichte Sprache und Einfache Sprache
Juli: Verständliche Rechts- und Verwaltungssprache
August: Angebote für Sprachinteressierte
September: Kooperationen der GfdS
Oktober: Sprachberatung in Zahlen
Dezember: Wörter des Jahres