Meldung vom 10. Mai 2021

Vornamen 2020: Emilia und Noah auf Platz 1

Kaum Bewegung bei den Mädchen, Neuerungen bei den Jungen – Matteo als Aufsteiger von Platz 13 auf 4 mit Theo im Schlepptau

© GfdS

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat die häufigsten Vornamen des Jahres 2020 ermittelt. Auf den ersten Plätzen landeten bei den Mädchen Emilia, Hanna(h) und Emma und bei den Jungen Noah, Leon und Paul. Die eigentliche Überraschung folgt auf Platz 4 mit Matteo in vier Schreibweisen, der sich neun Ränge nach vorn von Platz 13 auf Platz 4 katapultiert hat. Solche Sprünge sind in den letzten Jahren selten gewesen. Während bei den Mädchen nach wie vor wenig Bewegung und viel lautliche Monotonie herrscht, sind die Jungennamen dynamischer und lautlich disparater. Mehr Aussagen lassen sich mit Blick auf die Top 20 treffen: Hier bilden sich sog. Cluster (Klangmuster) heraus, die sich um Matteo scharen (Mathilda, Theo). Die unserer Auswertung zugrundeliegenden Standesamtsdaten decken knapp 90 % aller 2020 vergebenen Vornamen ab.

Die häufigsten Erstnamen 2020

Mädchen %* Jungen %*
1. Emilia (4) 1,54 1. Noah (1) 1,43
2. Hannah/Hanna (1) 1,51 2. Leon (4) 1,34
3. Emma (2) 1,50 3. Paul (3) 1,27
4. Sophia/Sofia (5) 1,45 4. Mat(h)eo/Matt(h)eo (13) 1,26
5. Mia (3) 1,44 5. Ben (2) 1,23
6. Lina (6) 1,21 6. Elias (8) 1,17
7. Mila (9) 1,19 7. Finn (10) 1,17
8. Ella (8) 1,17 8. Felix (7) 1,15
9. Lea/Leah (11) 1,12 9. Henry/Henri (6) 1,14
10. Clara/Klara (7) 1,12 10. Louis/Luis (5) 1,14
* Anteil an allen vergebenen weiblichen bzw. männlichen Vornamen In Klammern die Platzierung im Vorjahr. Lautliche Varianten – Hannah/Hanna, Henry/Henri etc. – wurden mitgezählt, doch nur dann mit aufgeführt, wenn sie eine relevante Häufigkeit erreichten.

Erstnamen sind eher für den Alltagsgebrauch bestimmt, weitere Vornamen eher der Tradition verpflichtet. Bei den weiblichen Erstnamen ist Emilia die neue Spitzenreiterin, die Hanna, Emma und Mia überholt hat. In absoluten Zahlen sind die Unterschiede aber nicht allzu groß, da immer weniger Neugeborene einen Namen aus den Top Ten tragen. Zwischen Emilia und Hanna besteht nur eine Differenz von 110 Neugeborenen, zu Emma auf Platz 3 sogar nur von 44. Auf den restlichen Plätzen ist nicht viel Bewegung – die zeigt sich eher mit Blick auf die Ränge 11 bis 20: Hier ist Mathilda von Platz 20 auf 16 vorgerückt. Bei den Jungen führt Noah weiterhin die Liste an, gefolgt von Leon und Paul. Hier sind die absoluten Differenzen höher: Zwischen Platz 1 und 2 liegen 340 Neugeborene, zwischen Platz 2 und 3 immerhin 238. Der eigentliche Aufsteiger ist Matteo auf Platz 4, der 2019 noch Platz 13 und 2018 Platz 19 einnahm.

Mit Blick auf die einzelnen Bundesländer lassen sich Bezüge zwischen Mathilda und Matteo entdecken – neben der lautlichen Ähnlichkeit teilen sie sich jeweils ähnliche Beliebtheitsgrade. Zu diesem Klangmuster ist Theo auf Platz 15 zu stellen, der 2019 noch Platz 18 einnahm und der (schon seit Jahren) viel dichter an Matteo hängt als an Theodor; dieser folgt weit abgeschlagen auf Platz 50 und kommt damit kaum als Vorlage in Frage.

Bei den Geschlechterunterschieden verfestigt sich weiterhin die Tatsache, dass die zehn beliebtesten Mädchennamen sich deutlich weniger Laute teilen als die kontrastreicheren Jungennamen und dass sie mittlerweile ausnahmslos auf -a enden.

Seilschaften: Mathilda, Matteo, Theo …

Die Aufsteiger bringen mit ihren Schreibvarianten ein typisches Distinktionsmerkmal mit. Matteo kommt gleich in vierfachem Gewand daher, Mathilda in zweifachem: Matteo (54 %), Mateo (21 %), Matheo (18 %), Mattheo (8 %) – Mathilda (60 %), Matilda (40 %). Auch wenn Mathilda nur auf Platz 16 und Theo auf Platz 15 folgen, so haben auch sie sich deutlich nach oben gearbeitet. Mit diesem Verhalten stechen besonders die neuen Bundesländer heraus, die allesamt deutlich höhere Werte für Matteo, Theo und Mathilda ausweisen. Eine Gegenüberstellung der Top 10 Ost (= neue Bundesländer) gegen West (= alte Bundesländer) verdeutlicht die Unterschiede:

Erstnamen Ost

Erstnamen West

Mädchen Jungen
1. Emilia 1. Noah
2. Sophia/Sofia 2. Leon
3. Emma 3. Paul
4. Hannah/Hanna 4. Elias
5. Mia 5. Ben
6. Lina 6. Mat(h)eo/Matt(h)eo
7. Mila 7. Felix
8. Ella 8. Louis/Luis
9. Marie 9. Finn
10. Lea/Leah 10. Henry/Henri

Im weiteren Umkreis stützen Mats (45), Mattis (72) und Matti (87), aber kaum das Original Matthias (118) dieses Cluster. Ob diese Namen auch zu der Seilschaft gehören, gilt es künftig zu beobachten. Auch Leon (2), Leo (20), Lea (9), Leni (18) und Leonie (19) clustern. Wie für viele Namen gilt auch für sie, dass der Bezug zur Originalform immer lockerer wird und diese oft gar nicht mehr erscheint. Solche Cluster wurden auch in der Vergangenheit beschrieben, z. B. bei Markus, Mark, Marco und Marcel in den 1970er und 1980er Jahren. Alle diese Entwicklungen sprechen für das Primat der Lautung und nicht der Bedeutung der Vornamen. Dies bestätigen auch Befragungen von Eltern. Eine Allensbach-Studie von 2014 hat dies klar bestätigt, mehr noch für Mädchen- als für Jungennamen.

Bei den Jungennamen fällt auf, dass sie zunehmend auf -o enden: Matteo, Theo, Leo. Dieses italienisch anmutende Muster war in der DDR besonders beliebt, z. B. Enrico, Mario, Marko, Silvio, Tino, Sandro. Die Tatsache, dass sowohl Theo als auch Matteo gerade im Osten Spitzenplätze belegen, könnte aus dieser Vorliebe resultieren.1

Blickt man auf die Top 50 der Bundesliste, erscheint sonst nur Lio auf Platz 34. Auf der Liste Ost kommen Bruno (38), Milo (46) und Carlo (49) hinzu. Im Westen kamen italienische Namen erst spät auf, die Ost-/West-Unterschiede in der Namengebung sind gut sichtbar. Den größten Abstand zu allen anderen Bundesländern nimmt aber Bayern ein: Hier kommt Matteo erst auf Platz 14, Theo gar auf Platz 28. Auf Platz 1 steht Lukas, auf Platz 4 Maximilian und auf Platz 5 Jakob. Die regionalen Unterschiede sind beträchtlich.

Für zuhause: Die Liste der 200 beliebtesten Vornamen

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Gern geben wir Ihnen auch Auskunft zur Platzierung einzelner Vornamen. Sie erreichen uns montags bis donnerstags von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr unter der Nummer unserer Vornamenberatung: 09001 888 128 (1,86 €/Min.).

Die häufigsten Zweit- bzw. Folgenamen 2020

Mädchen %* Jungen %*
1. Sophie/Sofie (1) 5,76 1. Alexander (1) 2,30
2. Marie (2) 5,61 2. Maximilian (2) 1,66
3. Maria (3) 4,13 3. Elias (3) 1,28
4. Luise/Louise (4) 1,59 4. Paul (4) 1,19
5. Sophia/Sofia (6) 1,36 5. Karl/Carl (5) 1,10
6. Elisabeth (5) 1,35 6. Michael (6) 1,00
7. Emilia (11) 1,15 7. Johann/Johan (7) 0,92
8. Charlotte (8) 1,15 8. Josef/Joseph (8) 0,92
9. Johanna (9) 1,09 9. Louis/Luis (9) 0,81
10. Katharina (7) 1,07 10. Emil (12) 0,79
* Anteil an allen vergebenen weiblichen bzw. männlichen Vornamen In Klammern die Platzierung im Vorjahr. Lautliche Varianten wurden mitgezählt, doch nur dann mit aufgeführt, wenn sie eine relevante Häufigkeit erreichten.

35 % der Kinder bekommen einen Folgenamen (als Folgenamen werden hier all jene Namen bezeichnet, die nicht an erster Position vergeben werden). Hier stagnieren die Spitzenpositionen schon seit Jahren. Nur Emilia ist von Platz 11 zu 7 aufgestiegen. Auch 2020 erweisen sich die drei Mädchennamen Sophie, Marie und Maria als die typischen Folgenamen, die zusammen bereits 15,5 % abdecken, während es bei den Jungen mit Alexander, Maximilian und Elias nur 5,2 % sind. Ein Blick auf die einzelnen Bundesländer zeigt, dass sowohl Sophie, Marie und Maria als auch Alexander praktisch überall die Spitze der Folgenamenliste besetzen. Es scheint also ein überregional geteiltes Empfinden für typische Zweitnamen zu geben.

Die Folgenamen scheinen immer weniger von den Vorfahren zu stammen, sondern reine Traditionsnamen zu sein, die ein gewisses Prestige transportieren. Gleicht man die Folge- mit den Erstvornamen ab, fällt auf, dass bei den Folgenamen Vollformen und damit deutlich längere Namen – besonders bei den Mädchen – vorherrschen: Was hier Maria, Elisabeth und Johanna, sind bei den Erstnamen Mia, Ella und Hanna. Mit Emilia sind die Erstnamen Emma und Mila assoziiert. Bei den Jungen besteht nicht dieses Verhältnis zwischen Originalform bei den Folgenamen und Kurzform bei den Erstnamen. Auf der anderen Seite weisen zunehmende Überschneidungen zwischen Erst- und Folgenamen darauf hin, dass Letztere immer mehr als Wahlmöglichkeit für das Kind vergeben werden. Bei Missfallen kann das Kind später auf den anderen Namen umsteigen.

Sie interessieren sich für weitere Einzelheiten?

In unserer ausführlichen Auswertung finden Sie viele Informationen rund um die Vornamenvergabe 2020:

● die Gesamtliste mit den Top Ten aller Namen, unabhängig von der Position als Erst- oder Folgename
● die Top Ten der Regionen Nord, Süd, Ost und West, jeweils mit Listen der Erst- und Folgenamen sowie der Gesamtliste
● die Top Drei der Bundesländer-Erstnamen
● Vergleich der in Deutschland beliebten Namen mit den häufigsten Namen in Österreich, Liechtenstein und der Schweiz
● statistische Kennzahlen

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat die im Jahr 2020 in Deutschland am häufigsten vergebenen Vornamen ermittelt. Seit 1977 veröffentlicht sie diese Übersicht, die sich auf die Daten der deutschen Standesämter stützt. Teilgenommen haben dieses Mal über 700 Standes­ämter bundesweit und übermittelten insgesamt knapp eine Million Einzelnamen. Damit sind fast 90 % aller im vergangenen Jahr vergebenen Vornamen erfasst. Gemeldet wurden über 65.000 verschiedene Namen.

Ein ausführlicher Aufsatz zu den beliebtesten Vornamen 2020 wird in Heft 5/2021 der GfdS-Zeitschrift Der Sprachdienst und im Herbst in der Zeitschrift StAZ Das Standesamt erscheinen.

Fragen können Sie gern telefonisch unter 0611 99955-0 oder per Mail an sekr@gfds.de an uns richten. Für Zoom-Interviews stehen wir Ihnen am 10. Mai ebenfalls zur Verfügung. Den Zugangslink und einen Termin erhalten Sie auf Anfrage unter der genannten Mail-Adresse.


1 Siehe dazu Nübling, Damaris (2019): Mandy und Mario, Steffi und Steffen. Zum Vornamenprofil der DDR. In: Der Sprachdienst 3–4/19, S. 120–135.